Wie entscheide ich mich richtig? – Entscheidungsstrategien für mehr Wohlbefinden
In „Was macht wirklich zufrieden? Erlebnisse vs. Besitz“ wurde gezeigt, dass Erlebnisse glücklicher machen als materielle Konsumgüter. Neben den bereits genannten Gründen gibt es dafür noch eine weitere bedeutende Ursache: die Art der Entscheidungsstrategie.
Maximierung vs. Zufriedenheit
Wenn es um Erlebnisse geht, beispielsweise um die Auswahl eines geeigneten Restaurants, tendieren wir dazu bei der Entscheidungsfindung eine „Zufriedenheitsstrategie“ anzuwenden.
Das bedeutet, dass wir uns einen Mindeststandard setzen und die erste Option wählen, die diese Kriterien erfüllt. Wenn das Restaurant also sauber ist und gutes Essen zu einem halbwegs günstigen Preis anbietet, bin ich zufrieden und reserviere einen Tisch. Es ist nicht nötig, das landesweit beste Lokal mit dem allerbesten Preis-Leistungs-Verhältnis zu finden. Geht es jedoch um die Entscheidung zwischen zwei Produkten, neigen wir dazu eine „Maximierungsstrategie“ anzuwenden. Das bedeutet, dass ein Produkt nicht nur gerade gut genug sein muss, sondern das bestmögliche Produkt, dass zu dieser Zeit in dieser Kategorie und Preisklasse auf dem Markt ist. Diese Strategie erfordert also den Vergleich aller vorhandenen Optionen.
Die Qual der Wahl – die richtige Entscheidung treffen
Mehr Optionen zu haben ist aber nicht immer besser für unser Wohlbefinden. Schon manch einen hat die Verzweiflung gepackt, als er in der Drogerie seines Vertrauens eine Zahnpasta kaufen wollte und sich gefühlten 2400 verschiedenen Varianten gegenüber sah. Zu viele Optionen können uns überfordern. Je mehr Möglichkeiten es gibt, desto stärker wird der Druck die „richtige“ Wahl zu treffen. Denn treffen wir die falsche, mischt sich Bedauern schnell mit Schuldbewusstsein. Wir hatten schließlich die freie Wahl und haben es dennoch vermasselt. Kommen wir zurück zur Zahnpasta. Wenn man die bestmögliche finden will, führt kein Weg daran vorbei, die Zahnpastasorten penibel nach Geschmack, Zutaten, Gütesiegeln und Preis miteinander zu vergleichen. Die hartgesottenen unter uns können vielleicht die erste Reihe der 1 1/2 Zahnpasta-Regale auf diese Weise überprüfen. Doch spätestens dann wird die schiere Menge an Informationen so überwältigend, dass man sich gezwungen sieht aufzugeben und das bis dato beste Produkt zu wählen. Und das bringt Zweifel mit sich: Zweifel darüber, die beste Option vielleicht gerade verpasst zu haben.
Warum „good enough“ uns glücklicher macht als „the best“
Die Anwendung einer Maximierungsstrategie kann unser Wohlbefinden also gehörig belasten. Und ob es nun Zweifel, Druck, Überforderung, Bedauern oder das Schuldbewusstsein darüber ist, trotz vieler Optionen nicht das richtige gewählt zu haben, unsere Zahnpasta werden wir nur begrenzt genießen. Sind die geplanten Investitionen jetzt auch noch größer und bedeutender als die Wahl zwischen Kräuter- und Mintgeschmack, wirken die negativen Faktoren umso stärker. So ist es nicht verwunderlich, dass Schwartz und Kollegen (2002) feststellten, dass Personen, die bei Entscheidungen vornehmlich Maximierungsstrategien anwenden, weniger zufrieden mit ihren Kaufentscheidungen sind und diese stärker bedauern, als Personen, die nicht nach dem Optimum streben. Darüber hinaus zeigte sich, dass Personen, die in ihrem Alltag häufiger auf Zufriedenheitsstrategien zurückgreifen, generell fröhlicher und optimistischer sind und sich zusätzlich durch eine höhere Lebenszufriedenheit sowie ein höheres Selbstwertgefühl auszeichnen.
Und was lernen wir daraus?
Beim nächsten Produktkauf bietet es sich an, nicht alle 22 000 vorhandenen Varianten auf der Suche nach dem Bestmöglichen miteinander vergleichen zu wollen, sondern eine Liste von Kriterien anzufertigen, die das gewünschte Produkt erfüllen muss und das erste Modell zu kaufen, dass diese Vorgaben erfüllt. Auch wenn ihr auf diese Weise nicht das allerbeste Produkt kauft, kauft ihr eines, dass über all jene Eigenschaften verfügt, die ihr euch gewünscht habt und eure Bedürfnisse daher vollständig befriedigt. Zusätzlich sind euch auf diese Weise auch weniger Stress, Druck und Zeitaufwand im Vorhinein sowie eine größere Zufriedenheit und Freude über die Kaufentscheidung im Nachhinein sicher.
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