Schluss mit Selbstzweifeln – Teil II: das (un)perfekte Leben der anderen
Stefan hat schon zwei Kinder und Svenja ist gerade befördert worden. Marian verdient jetzt doppelt so viel wie ich und Luisa sieht immer so perfekt aus.
Ja, wenn es nach uns geht, dann sind eigentlich alle in unserem Freundes- und Bekanntenkreis schöner, intelligenter, erfolgreicher, glücklicher und gesünder als wir. Der ewige Vergleich mit den Freunden, der nur dazu führt, dass wir andere aufwerten während wir unser eigenes Leben abwerten, steht auf dem zweiten Platz der unsinnigsten Selbstzweifel.
Wir bewerten mit zweierlei Maß
Wenn uns selbst etwas Gutes widerfährt, dann betrachten wir das als ein einzelnes Puzzlestück in einem großen imperfekten Ganzen. In der Beziehung läuft es zwar ganz gut, aber dafür lässt der Traumjob noch immer auf sich warten, das Gewicht bringt die Waage zum Einsturz und auf dem Bankkonto herrscht schon Mitte des Monats gähnende Leere.
Widerfährt jemand anderem jedoch etwas Gutes, dann schließen wir von dieser einen Sache auf alles andere in seinem oder ihrem Leben. Ein toller, neuer Job ist dann nur das I-Tüpfelchen in diesem eh schon ach so perfekten Bilderbuchleben. Anders können wir uns das gar nicht vorstellen.
Und dann geht die Selbstzerstörung los: Jeder vermeintliche Erfolg im weiteren Freundeskreis wird direkt auf das eigene Leben bezogen. Ein Freund wird befördert? Sofort kommt man ins Grübeln, ob man nicht auch schon weiter mit der eigenen Karriere sein müsste. Ein anderer kriegt sein erstes Kind? Oh oh… die biologische Uhr tickt unaufhörlich und ist man nicht jetzt schon zu spät dran?
Was werden die anderen von uns halten?
Damit einher geht natürlich die ständige Sorge darüber, was andere von uns halten. Der Kumpel, der befördert wurde, denkt doch bestimmt, dass ich zu faul bin oder beruflich den falschen Weg eingeschlagen habe. Und der Freund mit dem Kind? Sicherlich bemitleidet er mich, weil ich für ein Kind noch nicht reif und erwachsen genug bin. Oder hält er womöglich meine Beziehung für nicht stabil genug, um sie mit einem Kind auf die Probe zu stellen?
Aus einem negativen Gedanken entwickeln sich auf diese Weise fünf weitere. Und ehe wir uns versehen, malen wir uns unser misslungenes Leben in den schrecklichsten Variationen aus. Und der Freund, der all diese Gedanken ausgelöst hat? Der weiß nichts von dem harten und zerstörungswütigen Stein, den er ins Rollen gebracht hat und verschwendet höchstwahrscheinlich keinen Gedanken daran, warum wir die eine oder andere berufliche Entscheidung gefällt haben.
Oder glaubt ihr wirklich, dass sich Stefan, Svenja, Marian, Luisa und all die anderen für genauso erfolgreich, intelligent, schön und perfekt halten wie wir sie? Natürlich nicht. Sie beschleichen dieselben Zweifel wie mich. Nur das sie mein Leben wahrscheinlich ihrerseits für makellos halten und meine Erfolge nutzen um sich selbst abzuwerten.
Und was lernen wir daraus?
Ich frage mich, ob es überhaupt möglich ist dieser Art von Vergleichen aus dem Weg zu gehen. Vielleicht müsste man das Dasein eines Eremiten in einer dunklen Höhle inmitten eines abgeschiedenen Waldes führen, um damit aufzuhören, sein eigenes Leben in Relation mit dem
anderer zu setzen. Aber ehrlich gesagt… Wahrscheinlich würde ich mich auch dann noch fragen, ob ich als Eremit etwas tauge und ob andere Eremiten ihre soziale Abgeschiedenheit nicht besser praktizieren als ich.
Es hilft alles nichts. Um Vergleichsprozesse kommen wir nicht herum. Manchmal haben sie ja auch durchaus ihre Berechtigung. Wenn ich z.B. durch die Beförderung des Freundes feststellen sollte, dass auch ich Karriere machen möchte, dann kann mich der Vergleich motivieren und antreiben.
Aber wann immer das nicht der Fall ist und uns die Selbstzweifel lediglich traurig machen, belasten und geißeln, sollten wir dem Ganzen schnell ein Ende bereiten. Das nächste Mal, wenn du nach dem vermeintlichen Erfolg eines Freundes auf dein eigenes beklagenswertes Leben herab schaut, sag laut „STOP“ und denk an etwas anderes; z.B. an deine schönen Hüften 🙂
Meine YouTube-Folge zum Thema Selbstzweifel
Lies jetzt Teil 1: Schluss mit Selbstzweifeln – Das (un)perfekte Äußere
Lies jetzt Teil 3: Schluss mit Selbstzweifeln – Das (un)perfekte Ich
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Posted at 08:17h, 12 Mai[…] Also lasst uns aufhören, so gnadenlos mit uns selbst zu sein. Vieles von dem, was wir für unsere Schwächen halten ist in Wahrheit einfach nur menschlich. Natürlich können wir jetzt die Rasse Mensch für ihre Makel und ihre Unzulänglichkeit verachten, aber wir können auch anfangen unsere Fähigkeiten, Talente und Motive zu bewundern und uns zu lieben, für die, die wir sind. […]
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Posted at 20:47h, 15 April[…] Wir definieren unser ganzes Leben also über Vergleiche. Meine Freundin ist besser in Mathe als ich. Der Nachbar fährt ein teureres Auto als ich. Meine Schwester ist verheiratet und hat schon zwei Kinder bekommen, während ich einfach keinen Partner finde. Die Beziehung meiner Freunde ist so viel harmonischer als meine und und und… […]
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Posted at 15:20h, 11 Mai[…] hast keine Freude mehr, bist neidisch auf die scheinbar perfekten Leben der Anderen und nimmst positive Ereignisse gar nicht mehr wahr. Insgeheim spürst du, dass es so nicht weiter […]