Warum immer positiv Denken keine Lösung ist
In diesem Gastbeitrag verrät dir Anchu Kögl warum positiv Denken nicht die Lösung für alles ist und in welchen Situationen dich ein gesunder Pessimismus weiterbringen wird.
Hast du schon mal solche Sprüche gehört?:
- „Wenn du nur daran glaubst, ist alles möglich!“
- „Denke immer positiv!“
- „Ignoriere die Nein-Sager!“
Wahrscheinlich kommen dir solche und ähnliche Tipps bekannt vor. Schließlich gibt es genug Autoren, Motivationstrainer und sonstige Gurus, die dir erzählen, das positiv Denken die Lösung zu allem ist.
Aber ist positiv Denken wirklich immer angebracht?
Genau darum geht es in diesem Artikel gehen. In den nächsten Abschnitten wirst du nämlich erfahren, wieso positiv Denken oft nach hinten losgeht.
Verdrängung oder Akzeptanz?
Die Logik hinter dem positiv Denken ist einfach:
„Fokussiere dich auf das Positive in deinem Leben und du bekommst mehr davon.“
Keine Frage – nicht selten ist dieser Ansatz auch hilfreich.
Würden wir nicht hin und wieder einen sehr starken Optimismus an den Tag legen, hätte sich die Menschheit wahrscheinlich nie weiterentwickelt.
- Thomas Edison hätte niemals 10.000 Versuche unternommen, um eine funktionierende Glühbirne zu entwickeln.
- Nahezu jedes Startup hätte schon nach den ersten paar Wochen aufgegeben.
- Und eine Mondlandung hätten wir ohne Optimismus auch nicht gewagt (wobei es eine berechtigte Frage ist, was uns das Ganze gebracht hat).
Das Problem ist aber, wenn eine Sache zum Zwang wird. Und genau so verhält es sich oft mit dem positiven Denken.
Wenn wir nämlich davon ausgehen, dass wir immer positiv drauf sein sollten, passieren 3 Dinge:
- Wir fangen an, negative Gedanken und Gefühle zu verdrängen.
Schließlich dürfen wir diese ja auf keinen Fall zulassen, sonst ziehen wir nur noch Negativität und Unglück in unser Leben. - Was wir verdrängen, wird stärker.
Als nächstes stellen wir fest, dass die negativen Gedanken und Gefühle sich ja doch nicht so leicht wegdrücken lassen. - Wir verurteilen uns auch noch für unsere negativen Gedanken.
Und fühlen uns dadurch noch schlechter.
Hört sich irgendwie paradox an, oder?
Genau das ist es aber, was oft passiert, wenn wir uns zu zwanghaft auf das Positive konzentrieren.
Sicher warst du selbst schon einmal in dieser Situation:
Du hast dich wegen irgendeiner Sache so richtig scheiße gefühlt und wolltest dieses Gefühl partout nicht zulassen – zum Beispiel nach einer Trennung von einem Geliebten Menschen oder nachdem dein Arbeitskollege unfreundlich zu dir war. Und dann hast du dich noch schlechter gefühlt, weil du gemerkt hast, dass du auch gar nichts gegen deine schlechte Laune machen konntest.
Aus diesem Grund ist es nicht immer ratsam, einfach nur positiv zu denken.
Wenn es dir wieder einmal nicht so gut geht und du von Sorgen, negativen Gedanken oder schmerzhaften Gefühle geplagt wirst, probiere Folgendes: Akzeptiere das, was du gerade denkst und fühlst.
Beobachte es und erkenne, dass es auch wieder vorbeigehen wird.
Du kannst nicht alles schaffen
Apropos Akzeptieren: es schadet es auch nicht, zu akzeptieren, dass unsere Gedanken nicht auf alles einen Einfluss haben (auch wenn dich Erfolgs-Coaches und motivierende YouTube-Videos etwas anderes erzählen wollen).
Wenn du als Student nicht lernst, wirst du auch keine guten Noten schreiben.
Wenn du noch nie ein Instrument in der Hand hattest, ist es sehr unwahrscheinlich, dass du innerhalb eines Jahres zum Spitzenmusiker wirst.
Und auch, wenn du ganz doll positiv denkst – der Welthunger wird dadurch auch nicht verschwinden.
Manchmal müssen wir einfach anerkennen, dass wir nicht alles kontrollieren können. Manchmal müssen wir akzeptieren, dass unsere eigenen Fähigkeiten beschränkt sind. Und manchmal sind die Dinge, die uns passieren, einfach scheiße.
Paradoxerweise ist es diese Form von Akzeptanz, die uns letztendlich zu innerem Frieden und mehr Lebensglück verhilft. Denn nur dadurch gelingt es uns, all unsere Energie in die Dinge zu stecken, die wir wirklich beeinflussen können.
Übrigens ist das wahrer Optimismus. Statt zu versuchen, immer positiv zu denken, akzeptierst du die Dinge wie sie sind und fragst dich dann, was du daran ändern kannst.
Nützlicher Pessimismus
Die Strömungen des positiven Denkens warnen uns meistens vor dem gefährlichen Pessimismus.
Dabei ist ein gewisses Maß an gesundem Pessimismus gar nicht so schlecht, wie du jetzt vielleicht denkst.
Wieso?
Zunächst einmal, weil er uns vor Leichtsinn schützt.
Gerade zu optimistisch zu sein, führt oft dazu, dass du dich überschätzt. Ein positiver Nebeneffekt davon ist zwar, dass du motivierter und sorgenfreier neue Projekte angehen wirst oder sich schneller ins Unbekannte stürzt. Risiken übersiehst du dabei jedoch ziemlich schnell.
- Du nimmst dir viel mehr Dinge vor, als du jemals schaffen kannst.
- Du gibst Geld aus, was du gar nicht hast.
- Du ignorierst Probleme in deiner Beziehung.
Zahlreiche Studien belegen, dass du die Dinge realistischer einschätzt, wenn du sie etwas pessimistischer beurteilst.
Eine Methode, deinen Pessimismus für dich zu nutzen, ist übrigens das negative Visualisieren.
Wenn du ein Vorhaben hast, dass in dir ein Gefühl von Angst oder Unbehagen bereitet, mache einmal Folgendes:
Stelle dir das Schlimmste vor, das passieren kann.
Sei dabei so detailliert wie möglich und lasse keine noch so kleine Eventualität aus. Am besten ist es, wenn du diese Übung schriftlich machst.
Relativ schnell wirst du merken, dass deine Ängste meist überhaupt nicht berechtigt sind. In den seltensten Fällen wird ist das Worst-Case-Szenario katastrophal.
- Ein Date, dass nicht ideal läuft, ist trotzdem nur ein Date.
- Genauso wird es dich nicht umbringen, wenn du nach einer Gehaltserhöhung fragst und dein Chef Nein sagt.
- Und auch ein Umzug in eine neue Stadt ist nicht das Ende der Welt.
Möchte ich damit sagen, dass du jetzt nie mehr positiv an die Dinge herangehen sollst?
Keineswegs. Viel mehr soll dieser Artikel eine Botschaft nahebringen:
Nur positiv zu denken, ist auch keine Lösung.
Viel hilfreicher ist es, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie im Moment sind.
Und ab und zu tut auch eine gesunde Portion Pessimismus gut. Vorausgesetzt, du übertreibst es nicht.
Letztendlich verhält es sich mit dem positiven Denken wie mit so vielen im Leben: es kommt auf die richtige Dosis an.
Immer positiv zu denken und dir alles schön zu reden ist keine gute Lebensstrategie.
Den Teufel ständig an die Wand zu malen und dich immer nur auf das Negative zu fokussieren genauso wenig.
Wie wäre es deshalb mit ein wenig mehr gesundem Realismus?
in
Anchu Kögl
Posted at 08:47h, 08 JuniDanke, dass ich bei dir schreiben durfte Katharina!
Ich selbst finde deine Beiträge immer wieder inspirierend – lebensnah, fundiert und realistisch!
Liebe Grüße
Glücksdetektiv
Posted at 11:02h, 08 JuniGerne. Ich freue mich, dass du das Thema in deiner gewohnt lockeren Art aufgenommen hast.
Grüße zurück, Katharina
Maikikii
Posted at 20:04h, 22 JuniNetter Post. Ich mag die Art, wie du anfängst und schließe dann deine Gedanken. Danke für diese Information. Ich schätze deine Arbeit sehr, weiter so.
Glücksdetektiv
Posted at 11:24h, 25 JuniDer Beitrag stammt von Anchu Kögl, einem Bloggerkollegen von mir. Ich finde seine Art zu schreiben aber auch sehr gelungen 🙂
Liebe Grüße,
Katharina
Anchu Kögl
Posted at 10:02h, 29 JuniHi Maikikii,
es freut mich sehr, dass dir mein Artikel gefällt!
LG
Wilhelm
Posted at 15:56h, 28 JuniRichtig guter Beitrag!
Genau darüber, insbesondere in wie weit negatives einfach überlagert wird, habe ich in den letzten Tagen nachgesinnt.
LG
Anchu Kögl
Posted at 10:01h, 29 JuniHi Wilhelm.
danke! Es freut mich sehr, dass dir der Artikel gefällt und du ähnliche Gedanken hast!
LG
Hardy
Posted at 00:17h, 29 SeptemberPositiv zu denken ist wie geistige Klimmzüge,
Man muß seinen konditionierten Negativimus
jeden Tag erkenn und überwinden. Glück ist eine
tägliche – nein – stündliche, minütliche Entscheidung.
„Humor ist wenn man trotzdem lacht“, heißt es.
Nur wer trainiert, kann einen starken Muskel
heranbilden. Es geht darum, Pessimismus zu
überwinden. Irgendwann lächelt das Gesicht
ganz von alleine, wenn man das Prinzip verin-
nerlicht hat. Man muß Geduld mit sich haben.
Wem es also gelingt, in Situationen, in denen
andere regelmäßig den Mut verlieren oder ei-
nenen Grund zum Selbstmord erkennen, „Jetzt
erst recht!“ zu sagen und zu lächeln, der hat
kapiert, worum es geht. Der wartet förmlich
auf das „Desaster“ oder „Dilemma“, damit er
sich beweisen kann, wie kompetent und reif
er damit umgeht, der „wächst“ erst an Heraus-
forderungen. So verstehe ich postoves Denken.
Manche Dinge lassen sich einfach nicht schön-
reden. Wenn einem das Kind wegstirbt, ist da-
rin zunächst keine Chance, nur böses Schicksal
zu erkennen. Siehe dazu Barbara Pachl-Eberhart.
https://www.n-tv.de/panorama/Trauernde-Eltern-heissen-Baby-willkommen-article17681771.html
Laßt das Einüben von Optimismus und Zuversicht
uns mit einem Alkoholiker vergleichen, der während
seiner Therapie immer wieder Rückfälle erlebt (und
auch haben darf!), die aber jetzt nicht mehr in die
Negativspirale der Seelbstzerstörung führen. Zwei
Schritte vor, einer zurück, wie ein Kind, das gehen
lernt. Hinfallen ist nicht schlimm, liegenbleiben schon.
Man tut es nicht für andere, man tut es für sich selbst.
Hardy
Posted at 00:42h, 29 SeptemberDas Problem liegt im Positiv-Puritanismus und
in Negativ-Tabuisierung. Wer hin und wieder
ein bißchen Verruchtheit,“Verdorbenhei, Ab-
gründe zuläßt, erfährt reinigende Verschmut-
zung. Und wirkt einfach menschlicher und
smpathischer mit diesen schwächen auf an-
dere, denn demonstrative „Selbstsicherheit“
kann auch abstoßend auf andere wirken. Nur
gut“ sein, ist herkulisch anstrengend, entspricht
nicht unserer Evolution. Auch mal einen bösen
Scherz zulassen und darüber herzhaft lachen.
Ich habe einen alten Mentor, der jetzt im Seniorenheim
lebt. Er hat viel erlebt, ist weit herumgekommen, voller
Weisheit und Güte. Ich sagte mal zu ihm in reumütiger
Selbstanklage: „Ich möchte kein Arschloch sein!“ „Ich
schon!“, erwiderte er wie ein patriachaler Chauvinist.
Darüber habe ich lange gelacht, kürzer hätte er „Nimm
dich nicht so ernst!“ nicht ausdrücken können. Davon
gibt er tausende Tips, die in keinem dieser neuen „Le-
bensratgeber“, die so wenig echt, ausgefühlt und durch-
lebt sind, stehen. „Angriff!“ sagt er immer zu mir, oder
„Kopf ist immer oben!“. Das hat Klasse! Nur der Macher
hat Erfolg, „Erfolg hat drei Buchstaben: TUN!“ (Goethe)
Hardy
Posted at 00:55h, 29 SeptemberHeute haben mich drei wesentlich reifere Damen angesprochen,
wo sie zum Hotel XYZ kommen, sie kämen von außerhalb für einen
Spieleabend. Ich sagte, das wäre meine Richtung und begleitete sie.
Es entsponn sich eine lustige Schäkerei inklusive libidinöser Anspie-
lungen. Die Älteste von ihnen, die gerade eine Hüft-OP hinter sich
hat, hakte mich unter und wollte mich gar nicht mehr loslassen.
Wir haben alle herzhaft gelacht und uns gegenseitig auf die
Schippe genommen. Es zeigt: Nur wer sich zu ernst nimmt
ist wirklich unglücklich. Macht euch mal „locker“, Leute! Man
kann sich auch in seiner „Glückssuche“ verkrampfen! Darum
geht es nämlich gar nicht, sondern darum, mit anderen Men-
schen so viele wie möglich schöne Momente zu erleben.
Hardy
Posted at 00:21h, 23 OktoberIch bin der Meinung, daß, wenn immer einem das Leben mal wieder zu seicht, glatt, fad, oberflächlich, gefällig verläuft, man vermeintlich die Herausfordung, den Widerspruch, die Würze, den Tiefgang, vielleicht unbewußt sogar den Streit oder Kampf sucht, weil man sich (bzw. das Ego) nicht gewürdigt, anerkannt, beachtet fühlt, man sich lieber mal wieder eine Prise ZDF-Doku über den Hitlerfaschismus oder andere Fehltritte der Menschheit zu Gemüte führen sollte. Zudem sich an sportlichen Kraftanstrengungen messen sollte.
Das ist intelligenter, gesünder und sozial veträglicher, als mit dem Partner, Nachbarn oder Kollegen die Auseinandersetzung zu suchen. Vor allem weiß man dann wieder, wie man es NICHT machen sollte, und worum es eigentlich geht. Ich brauche keine Ballerspiele, Horrorfilme o.ä., mich stößt Boshaftigkeit ab, „fasziniert“ vom Verderbnis war ich nie. Wir Menschen entstehen ja in der Regel auch nicht aus Haß, sondern aus Nähe, Liebe und Zärtlichkeit. Wer Eins und Eins zusammenzählen kann, weiß also, daß nur aus dem Etwas Neues entstehen und erwachsen kann, aus dem Minus oder aus der Null jedoch nicht.
Dr. Nicolas Edling
Posted at 17:20h, 29 OktoberIch find es wichtig, dass endlich mal mit dem „Ansatz“ – positives Denken muss immer sein und löst Alles – aufgeräumt wird. Das Problem ist nämlich, dass zu viele Menschen vergessen in die Aktion zu gehen. In die Aktion gehen ist aber entscheidend für Veränderung. Denken – in welcher Art auch immer – hilft nämlich nicht, nur WENN DER GEDANKE ZUM TUN WIRD, DANN WIRD DIE ÄNDERUNG FOLGEN.
Glücksdetektiv
Posted at 18:32h, 06 NovemberSchön gesagt. Die Forschung von Prof. Gabriele Oettingen ist dazu sehr aufschlussreich. Sie zeigt, dass es sogar schädlich sein kann, beim Wunschdenken zu bleiben und das es unabdingbar ist, dass wir auch die Hindernisse gedanklich vorweg nehmen und uns damit beschäftigen. Die praktische Anwendung ihrer Forschung gelingt übrigens über die WOOP-Methode. Siehe: https://www.youtube.com/watch?v=bziew0_qOMY
Liebe Grüße,
Katharina
Gedankenflash
Posted at 11:08h, 09 DezemberEin sehr interessanter Beitrag. 🙂
Wir sollten unsere Negativen Gedanken akzeptieren und anschauen. Und auch nach möglichen Gründen für diese Gedanken suchen. Klar hilft eine Positive Grundeinstellung zum Leben, jedoch bringt uns nur das positiv denken nicht wirklich weiter. Wir müssen auch schon Handeln denn nur wenn wir Handeln, also aktiv etwas tun befinden wir uns „im Jetzt“ zustand. Und nur im „Jetzt zustand“ können wir unsere Zukunft beeinflussen.
Liebe Grüße
Karolina von Gedankenflash
Glücksdetektiv
Posted at 19:56h, 11 DezemberIch sag mal so: Daran zu glauben, dass ich im Lotto gewinnen könnte, kann mich motivieren, Lotto zu spielen. Wenn ich aber beim reinen Wunschdenken bleibe, wird nicht viel passieren. Ich kann mir noch so oft vorstellen, im Lotto zu gewinnen. Ohne diesen Lottoschein auszufüllen sind meine Chancen gleich Null. Vom positiven Denken allein werden unsere Wünsche also nicht in Erfüllung gehen. Sie erfordern immer auch unser aktives Tun und Handeln.
Viele Grüße,
Katharina
Daniel Hinkelmann
Posted at 14:57h, 19 MärzGanz ehrlich mir ist es ob ich leichtsinnig werde dadurch oder nicht.Ich hasse Optimismus und gerne bringe ich mich jedoch durch gefährlichen Pessimismus in Gefahr,denn mir ist ja alles egal in der Regel.Außerdem ist das Leben so wie wir es alle kannten zerstört worden durch andere.
Mit freundlichen Grüßen.