Gastbeitrag Lars Lorber: Talent zum (Un)Glücklichsein?
Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Lars Lorber und widmet sich der Frage, wie unsere Persönlichkeit unser Glücksempfinden bestimmt.Wie oft fühlen Sie sich glücklich?
Die Antwort auf diese Frage hängt – zu einem gewissen Teil – von Ihrer Persönlichkeit ab. Manche Menschen suchen ständig nach Aktivität und Aufregung. Sie brauchen eine Menge Kontakt zu anderen, reden wie ein Wasserfall, machen viele Scherze und sind sehr gesellig. Dies bezeichnet man als extrovertiertes Verhalten. Das Gegenteil davon sind introvertierte Menschen: sie bleiben lieber im Hintergrund, sind zurückhaltend und gerne alleine oder im kleinen Kreis. Ihr Drang nach Aufregung und neuen Kontakten hält sich in Grenzen. Jeder Mensch ist unterschiedlich stark ausgeprägt in diesen Eigenschaften, viele liegen in der Mitte oder tendieren mal zur einen, mal zur anderen Seite.
In Studien hat sich gezeigt: je extrovertierter jemand ist, desto öfter und intensiver empfindet diese Person Glück in angenehmen Momenten, z.B. bei einem schönen Abend mit der Familie oder nach einem erfolgreichen Geschäft. Interessanterweise erlebt jeder von uns die Momente, in denen er sich extrovertiert verhält und aus sich herausgeht – z.B. auf einer Feier oder bei einem anregenden Gespräch – als glückliche Momente. Und zwar unabhängig davon, ob wir eher zu Introversion oder Extroversion neigen. Das heißt nun nicht, dass Introvertierte griesgrämig oder unglücklich wären – auch sie können starke Glücksmomente erleben. Aber Extrovertierte erleben solche Momente häufiger. Doch wieso ist das so, warum haben manche Menschen eine höhere Tendenz zum glücklich sein?
Wie wir durch die Persönlichkeitsforschung wissen, suchen extrovertierte Menschen stärker nach Kontakten mit anderen Menschen und aufregenden Aktivitäten. Anders gesagt: sie suchen nach positiven Erlebnissen. Ihr Drang danach ist höher als bei introvertierten Menschen. Da sie aktiver danach suchen, erleben sie auch entsprechend häufiger solche Glücksmomente.
Was wir daraus lernen können, ist simpel: es macht uns glücklich, aus uns herauszugehen. Die Gesellschaft von anderen Menschen zu genießen und unserer Passion und unserem Drang danach zu folgen, was wir als anregend empfinden. Das heißt nun nicht, dass Introvertierte sich wider ihrer Natur verhalten sollen, sondern, dass sie, um mehr Glück zu verspüren, häufiger ihrem inneren Drang nach glücklichen Momenten nachgeben können.
Wie oft fühlen Sie sich unglücklich?
Zum Leben gehören nicht nur Glück und schöne Momente, sondern auch schlechte Tage sind ganz normal Teil des Alltags. Manche Menschen lassen sich von negativen Ereignissen jedoch stärker beeinflussen, und erleben unglückliche Phasen nicht nur häufiger, sondern auch intensiver. Das hängt mit einer Persönlichkeitseigenschaft zusammen, die Neurotizismus genannt wird. Menschen mit einer hohen Ausprägung dieser Eigenschaft sind empfindlich: sie haben eine dünne Haut, verspüren öfter Ängste, Sorgen und negative Emotionen. Menschen mit einer geringen Ausprägung dieser Eigenschaft zeigen sich dagegen resistent: sie haben eine dicke Haut, lassen sich nur schwer aus der Ruhe bringen, fühlen selten Ängste oder negative Emotionen.
Es gibt also bestimmte Typen von Menschen, die besonders häufig glücklich sind, und bestimmte Typen von Menschen, die besonders häufig unglücklich sind. Erstaunlich ist, dass beide Persönlichkeitsmerkmale sich nicht gegenseitig ausschließen: man kann sowohl stark extrovertiert, als auch gleichzeitig empfindlich sein. Also häufig Glücksmomente verspüren und häufig negative Emotionen. Im Extremfall fühlen sich diese Menschen abwechselnd Himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Ebenso gibt es Menschen, die introvertiert und resistent zugleich sind, also weder allzu häufig positive, noch allzu häufig negative Emotionen verspüren. Sie wirken meist sehr ruhig und unaufgeregt, egal was um sie herum passiert.
Die meisten Menschen liegen allerdings ungefähr in der Mitte dieser Eigenschaften oder haben eine moderate Ausprägung zu einer der beiden Seiten. Hohe oder extrem hohe Ausprägungen gibt es auch, aber sie kommen seltener vor. Die Evolution hat dafür gesorgt, dass es alle Arten von Eigenschaften gibt, da jede ihre Vor- und Nachteile hat. Zum Beispiel suchen Extrovertierte zwar stärker nach Glückserlebnissen, gehen dabei aber auch höhere Risiken ein, um diese zu bekommen. Resistente Menschen sind ebenfalls risikobereiter. Aus dem simplen Grund, dass sie Gefahren nicht so deutlich als solche wahrnehmen – denn sie machen ihnen nicht so viel aus.
Unser Glück beeinflussen
Wie wir heute wissen, sind Persönlichkeitseigenschaften zu deutlich mehr als 50% durch die Gene bestimmt, also angeboren. Die schlechte Nachricht lautet daher: wir können uns nicht mal eben so komplett verändern, aus einem Mauerblümchen wird nicht über Nacht ein Partylöwe. Die gute Nachricht: wir können lernen, wie wir möglichst positiv mit diesen Eigenschaften umgehen und wie wir unsere Stärken und Schwächen trainieren können. Denn unsere Persönlichkeit lässt sich zwar nicht grundlegend ändern, aber doch ein Stück weit in die eine oder andere Richtung beeinflussen. Zum Beispiel dahin, aktiver positive Erlebnisse zu suchen und sich von negativen Ereignissen nicht so stark beeinflussen zu lassen.
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