Glücklich ohne Geld – ein Experteninterview!
Über kaum etwas wird im Rahmen der Glücksforschung so viel geforscht wie über den Zusammenhang zwischen Geld und Glück.
Kann man glücklich ohne Geld sein?
Die einen sagen ja, die anderen nein und manche wollen herausgefunden haben, wie viel Geld wir genau zum glücklich sein brauchen
Ich habe Tobi von living utopia dazu interviewt, der für 2 ½ Jahre geldfrei gelebt hat. Und zwar freiwillig!
Warum er das tut, wie es ihm damit geht, was er mit 100.000 Euro anstellen würde, wie eine Welt ohne Geld aussehen könnte und ob er glücklich ohne Geld ist, verrät er dir jetzt.
Hallo Tobi. Schön, dass du da bist.
Du lebst jetzt seit 2 ½ Jahren geldfrei. Was hat dich persönlich dazu bewogen geldfrei zu leben? Kannst du dich noch an den Moment erinnern, indem du den Entschluss gefasst hast?
Es gibt natürlich immer viele Impulse im Leben eines Menschen, warum wir nun hier und dort stehen. Mein letzter Impuls war knapp eine Woche bevor ich dann tatsächlich losgereist bin und all mein Geld verschenkte.
Auf einem FÖJ Seminar im März 2013 durfte ich einen Projekttag zum Thema Welternährung mit anschließender Naturerfahrung gestalten.
Es brachte so viel Freude gemeinsam mit den jungen Menschen sich auszutauschen, sodass ich mit dem positiven Feedback der Teilnehmenden mich fragte, warum ich nicht jeden Tag ähnliche Impulse zur Veränderung gebe.
Da ich dem Geld auch schon lange keinen Wert mehr zusprach und das Bildungssystem aus verschiedenen Gründen nicht als sinnvoll und zielführend empfand, entschied ich mich einfach geldfrei auf eine Reise zu gehen, um von Ort zu Ort an Unis, auf Kongressen oder sonst wo Workshops oder Vorträge zu verschiedenen Themen der Nachhaltigkeit zu geben.
Was war in dieser Zeit deine schönste Erfahrung?
Alles ist im unglaublichen Flow, sodass es sehr, sehr viele wunderschöne Momente gab. Eine fantastische Freude ist vor allem, dass wir den Mitmachkongress utopival organisieren und verwirklichen durften.
Einen fünftägigen Kongress für 100 Menschen geldfrei zu planen, war ein kreativer Akt und brachte viele Perspektivwechsel.
Gab es schon einmal einen Moment, in dem du alles hinschmeißen wolltest?
Nee, gab es nicht.
Alles hat sich immer super ergeben und Herausforderungen sehe ich eher als Lernwege an, die wir kreativ lösen dürfen, indem wir außerhalb der Box denken.
Trotzdem ist das Leben ohne Geld bestimmt nicht immer leicht. Stört es dich manchmal, dass du dir bestimmte Dinge nicht leisten kannst?
Glücklicherweise habe ich keine großen Bedürfnisse, außer natürlich den Grundlegenden.
Ich trinke kein Kaffee, kein Alkohol oder rauche nicht. Das macht natürlich einiges einfacher 😉
Es ist im Grunde eher eine Befreiung nicht so viele Abhängigkeiten von Luxus zu haben und bedeutet damit Lebensfreude anstatt Verzicht.
Glücklich ohne Geld. Geht das und wie siehst du den Zusammenhang von Geld und Glück?
Der Ökonom Richard Easterlin hat 2010 seine Studien aus dem Jahr 1974 bestätigt. Das Easterlin Paradox zeigt ganz klar: Wenn grundlegende Bedürfnisse gestillt werden, führt mehr Reichtum nicht zu mehr Glück.
Ab einer gewissen Höhe an Geld nehmen Glück und Zufriedenheit sogar wieder ab aus Angst „alles“ verlieren zu können. Irgendwie auch logisch, oder?
Was aber viel wichtiger ist: Nicht Geld macht uns aus meiner Sicht glücklich, sondern der Fall, dass wir unsere Grundbedürfnisse gedeckt haben.
Und das ist in der heutigen Gesellschaft noch zentral an Geld (ob nun direkt oder indirekt) gekoppelt. Denn Essen, Trinken, Schlafen, Kleidung und so brauchen wir alle – die Frage ist nur: Wieviel brauchen wir wirklich?
Damit stellen wir die Frage nach der Genügsamkeit.
Ich persönlich brauche kaum etwas. Mir reicht es, wenn ich meine Grundbedürfnisse gedeckt bekomme und den Rest meiner Zeit in den gesellschaftlichen Wandel dem Gemeinwohl dienlich einsetzen kann.
An der Stelle dürfen wir uns klar machen:
- Mit Geld kannst Du Dir ein Haus kaufen, aber kein Zuhause.
- Mit Geld kannst Du eine Uhr kaufen, aber keine Zeit.
- Mit Geld kannst Du Dir ein Bett kaufen, aber keinen Schlaf.
- Mit Geld kannst Du Dir ein Buch kaufen, aber keine Bildung.
- Mit Geld kannst Du Dir einen Arzt kaufen, aber keine Gesundheit.
Menschen, die sich von der Fokussierung des Geldes frei machen konnten, habe ich bisher als sehr zufrieden und glücklich erlebt. Dabei ist es mir wichtig zu betonen, dass dies ein freiwilliger Akt sein muss.
Wenn Menschen zwangsweise zu wenig Geld haben und ihre Existenz nicht sichern können, geht damit natürlich kein befreiender Moment einher.
Fremdbestimmt einer als unsinnvoll empfundenen Tätigkeit und damit dem Gelderwerb nachzugehen, macht sicherlich nicht glücklich. 90% aller Erwerbstätigen sind nach einem Bericht des Handelblattes unzufrieden mit ihrem Job.
Mit eurer Kampagne geldfreier leben stellt ihr eine alternative Lebensform vor. Was würde sich deiner Meinung nach denn für den Einzelnen und die Gesellschaft als Ganzes ändern, wenn wir geldfrei leben würden?
Ich glaube, dass sich zunächst das Bewusstsein der Menschen ändern darf, damit wir überhaupt eine konsequent geldfreie Gesellschaft organisieren können.
Denn im Allgemeinen ist es noch so: Wenn Du heute hungrig bist, gehst Du beispielsweise in die Bäckerei und bekommst ein vegan belegtes Brötchen.
Aber wie selbstverständlich nicht ohne Gegenleistung. Natürlich begleichst Du Deine Rechnung in Form des gezahlten Geldes.
In unserer heutigen Gesellschaft wird diese Gegebenheit unreflektiert – fast wie eine unabdingbare Notwendigkeit (Luft zum Atmen) – übernommen.
Aber warum ist das so?
Ich möchte nicht sagen das Geld das Böse ist, aber ich halte es auch nicht für das sinnvollste Mittel der Interaktion.
Denn darin steckt immer das Prinzip von Leistung und Gegenleistung. Ich gebe etwas, also bekomme ich etwas dafür und wenn ich etwas bekomme, muss ich etwas geben.
Was aber, wenn wir als Menschen einen leistungsfreien Selbstwert haben und einfach so unsere Grundbedürfnisse gedeckt sind. Dann könnten wir frei unser Talent entfalten und die daraus entwickelte Berufung mit der Gemeinschaft teilen. Einfach so…
Wie sieht deine Version von einem besseren Leben aus?
Wir schaffen es als Gemeinschaft ein neues Miteinander zu leben, in der die größte Maxime ist, so wenig Leid wie möglich zu verursachen.
Unser Ziel ist nicht mehr die Anhäufung von Geld und die damit verbundene scheinbare Sicherheit sowie Unabhängigkeit.
Denn das ist sowieso ein Trugschluss.
Wir sind als Menschen soziale Gemeinwesen und immer voneinander abhängig. Das sollten wir uns klarmachen.
Wir möchten frei und selbstbestimmt in Kooperation anstatt in Konkurrenz miteinander leben.
Ist Geld nicht letzten Endes nur ein Tauschmittel und würde durch etwas anderes ersetzt werden, wenn es kein Geld mehr gäbe?
Geld abzuschaffen, um dann ein anderes Tauschmittel einzuführen, ergibt natürlich keinen Sinn.
Meistens kommt dann die Assoziation: „Aber dann tauschen wir ja wieder!“
Eben genau das ist nicht mein Ziel. Wir sollten auch die Tauschlogik überwinden, in der wieder Vergleich, Verwertung und Leistung zentrale Parameter sind. Meine Vision ist eine Gesellschaft zu schaffen, in der Menschen schenken und teilen!
Hältst du diese Vision für durchführbar?
Na klar!
Alleine aus dem Grund, weil die heutige Vision des „immer weiter so wie bisher“ nicht klappen kann und wird.
Wir überfordern die ökologischen Grenzen – wenn weltweit so konsumiert würde, wie wir hier in Deutschland, bräuchten wir drei Erden. Das immer, weiter, schneller, höher und besser überfordert auch die psychische Grenze – also uns ganz direkt.
Ich möchte nicht unseren Kindern später erklären dürfen: „Naja, diese zerstörte Erde haben wir euch nun hinterlassen. Aber hey, das war gut für die Wirtschaft, fürs Wachstum, für Arbeitsplätze …“
So kann es nicht weitergehen und es ist Zeit für Veränderung!
Aber nicht von Heute auf Morgen alles auf einmal. Das ist mir bewusst.
Es geht um einen Prozess.
Wir sollten geldfreier werden und damit lohnarbeitsunabhängiger.
Die frei gewonnene Zeit können wir dann nach der Entfaltung unserer Talente wieder ins Gemeinwohl dienlich schenken
Mit deiner Entscheidung, geldfrei zu leben, bist du ein Stück weit aus dem System ausgestiegen, anhand dessen bewertet wird, ob jemand erfolgreich ist oder nicht. Wie gehst du damit um, dass du den gesellschaftlichen Standardvergleich (mein Haus, mein Auto, mein Job) nicht gewinnen kannst?
Eine sehr spannende Frage, wenngleich ich mich nie als Aussteiger gesehen habe, sondern höchstens als Einsteiger in ein neues Miteinander!
Ich stelle radikal in Frage, ob der Besitz von Materiellem und ein gut bezahlter Job wirklich Erfolg bedeuten? Dahinter verstecken sich noch Konzepte wie Arbeit und Leistung, die wir stark hinterfragen sollten.
Geld scheint oft ein Gradmesser von Erfolg zu sein. Wir bewerten damit Menschen.
Ziel einer Handlung sollte aus meiner Perspektive nicht Erfolg, sondern vielmehr Freude, Glück und Sinnhaftigkeit sein.
Wenn dir jemand 100.000 Euro schenken würde, würdest du sie annehmen?
Mittlerweile würde ich vermutlich damit einen Raum in Form eines Hauses oder einer Fläche versuchen aus dem kapitalistischen Verwertungssystem zu nehmen.
Denn Freiräume, um darin einfach wirken und leben zu dürfen, sind unglaublich entscheidend für das Gestalten des Wandels!
Was ist Glück für dich?
Glück ist natürlich vielfältig zu betrachten, aber zwei Perspektiven lassen sich so formulieren:
Glück ist Hier und Jetzt einen Moment der Freude miteinander zu teilen.
Glück ist kaum vom materiellen abhängig, sondern vielmehr vom immateriellen.
Ihr habt ja die Kampagne deine Idee ins Leben gerufen, bei der ihr eure Leser fragt, was sie tun würden, wenn Geld keine Rolle spielen würde. Was würdest du tun, wenn Geld keine Rolle spielt?
Da ich selbstbestimmt und frei meine Talente in die Gemeinschaft schenken darf und dabei unabhängig von Lohnarbeit bin, tue ich genaue das jetzt schon!
Dafür bin ich unglaublich dankbar und glücklich!
Welche 3 Tipps hast du für meine Leser, um ein schöneres und besseres Leben zu führen?
- Stell Dir immer wieder die Fragen: Was brauche ich wirklich? Und: Was würdest Du tun, wenn Geld keine Rolle spielt?
- Vorhandenes sinnvoll nutzen.
- Werde kreativ und vernetze Dich!
Gibt es sonst noch etwas, das du meinen Lesern mitteilen möchtest?
Wir haben Mitte November eine neue Kampange zu der Idee des geldfreieren Lebens gestartet! Mehr Infos findest Du auf unserer geldfreierleben-Kampagne. Schau gerne rein!
Vielen Dank für das Interview!
Jetzt bin ich aber gespannt, was du darüber denkst?
Glücklich ohne Geld? Geht das?
Könntest du geldfrei leben? Kannst du dir eine Welt ohne Geld vorstellen? Und ist so eine Welt überhaupt erstrebenswert?
in
Kevin Ludwig
Posted at 10:40h, 07 DezemberHi,
klar kann man ohne Geld leben. Aber davon sind wir noch weit entfernt in unserer Gesellschaft.
Ich denke es macht schon einen großen Unterschied, wenn jeder Geld ansehen würde als das was es ist. Ein Tauschmittel.
@Tobi:
Wie lebst du dann? Ich meine Essen, Trinken, etc. kostet doch auch etwas. Und wie machst du das mit den Versicherungen und dem Finanzamt?
LG
Kevin
Tobi Rosswog
Posted at 11:02h, 08 DezemberHeyh lieber Kevin,
danke Dir für Deinen Kommentar.
Du hast unbedingt Recht, dass es noch ein wenig dauern wird bis wir in einer geldfreien Gesellschaft leben. Mir ist jedoch wichtig den Prozess zu beginnen und Erfahrungen dabei zu sammeln, um auf neue Herausforderungen eingehen zu können.
Zu Deinen konkreten Fragen nur in Kürze:
Es gibt eigentlich alles im Überfluss. Es geht darum Vorhandenes sinnvoll zu nutzen und damit keine Nachfrage für ein Angebot zu schaffen, was sowieso schon in Hülle und Fülle da ist. Das ist auch das Nachhaltigste was wir machen können. Bei der Frage nach der Gesundheit ist es nicht so leicht möglich.
In der Zeit meines konsequent geldfreien Lebens war ich einfach noch jung genug, um im Familienverbund mitversichert zu sein. Ab einem gewissen Alter sind da dann Grenzen erreicht. Da kommen wir dann in der realexistierenden kapitalistischen Gesellschaft nicht geldfrei weiter. Die Frage nach dem Finanzamt jedoch habe ich nicht verstanden….
Mehr Infos findest Du sonst auch auf http://geldfreierleben.de im 20 Tage Newsletter und so 🙂
Alles Liebe,
tobi
Dummerchen
Posted at 16:57h, 07 Dezember„Wir sollten auch die Tauschlogik überwinden, in der wieder Vergleich, Verwertung und Leistung zentrale Parameter sind. Meine Vision ist eine Gesellschaft zu schaffen, in der Menschen schenken und teilen!“
„Hältst du diese Vision für durchführbar?“
„Na klar! Alleine aus dem Grund, weil die heutige Vision des „immer weiter so wie bisher“ nicht klappen kann und wird. Wir überfordern die ökologischen Grenzen – wenn weltweit so konsumiert würde, wie wir hier in Deutschland, bräuchten wir drei Erden. Das immer, weiter, schneller, höher und besser überfordert auch die psychische Grenze – also uns ganz direkt.“
Diese Logik erschließt sich mir nicht wirklich: Wenn wir nicht mehr auf Tauschbasis untereinander Dinge erhalten und weggeben, wieso sollte sich der Bedarf ändern? Warum ist die Tauschbasis der Treiber des Konsums? Ich persönlich denke, dass ich kein Konsumjunkie bin – und das obwohl ich auf Tauschbasis Güter kaufe und verkaufe. Mit oder ohne Geld als Tauschmittel würde ich kein Brötchen mehr essen und keine Hose weniger besitzen. Warum genau heizt denn das Tauschmittel den Konsum an?
Und ja, ich finde auch, dass Geld nicht das Nonplusultra sein sollte. Ich habe selbst einen Beruf aufgegeben und bin in einen komplett anderen gewechselt um mehr Glück trotz weniger Geld zu haben.
Ich habe ein wenig das Gefühl, dass Konsumstreben eigentlich angeprangert werden müsste und nicht das Geld als solches.
Lieben Gruß
Dummerchen
Tobi Rosswog
Posted at 11:13h, 08 DezemberHeyho,
danke Dir sehr für Deinen spannenden Hinweis.
Das ist wohl die Schwierigkeit in kurzen Interviews alles ganzheitlich darzustellen.
Nur kurz und knapp in der Hoffnung nicht noch mehr Fragezeichen hervorzurufen:
Ich denke, dass wir als Menschen erst die Tauschlogik und damit das Prinzip von Leistung und Gegenleistung überwinden werden, wenn notwendigerweise zuvor auch ein Bewusstwerdungsprozess statt gefunden hat, in dem wir erkennen, dass es so nicht weiter gehen kann. Auf dem Weg dahin gibt es viele spannende Impulse.
Die Frage, die Du stellst, halte ich auch für sehr wichtig und stelle sie meist im gleichen Atemzug:
Was brauche ich eigentlich wirklich? Damit stellen wir die Suffizienzfrage, die Frage nach der Genügsamkeit.
In anderen Artikel auf Experiment Selbstversorgung, Einfach Bewusst oder auch MyMonk gehe ich darauf weiter ein. Wichtig ist dabei immer: Geld ist nicht das Böse! Es ist nur aus meiner Perspektive nicht das idealste aller Mittel zur sozialen Interaktion.
Herzlichst,
tobi
BennyBriesemeister
Posted at 20:28h, 07 DezemberHallo Kathi,
Hallo Tobi,
sehr interessantes Interview. Ich kann mir eine Welt ohne Geld schon vorstellen – halte sie aber leider absolut nicht für realistisch. Geld ist nunmal heutzutage das unabhängige Maß, anhand dessen wir einen fairen Tausch bemessen. Wer kann schon sagen, wie viele Laibe Brot ein VW Käfer wert sein soll? Ohne Geld müsste wohl jeder Tausch einzeln ausgehandelt werden – was unglaublich aufwendig wäre. Nicht umsonst etablieren sich an Orten, an denen es kein Geld gibt, selbstständig andere Zahlungssysteme (z.B. Zigaretten im Knast).
Das Problem liegt, wie richtig erkannt, eher im Leistungsprinzip, im Tauschhandel an sich – und ich fürchte auch diesen werden wir nicht kippen können. Nicht umsonst wurde schon vielfach gezeigt, dass Beziehungen, in denen einer der Partner das subjektive Gefühl hat langfristig mehr zu investieren als der andere, in die Brüche gehen.
Dennoch bin ich ganz grundsätzlich für eine (psychologische) Abwertung des Wertes von Geld und eine Aufwertung des Wertes von menschlichem Miteinander und „Sozialleistung“.
Was mir ein bisschen bei dem Interview zu kurz kommt, ist die Frage danach, wie Tobi das macht, so ganz ohne Geld. Wie/wo lebt er? Wovon ernährt er sich?
In jedem Fall ein spannendes Thema!
LG,
Benny
Tobi Rosswog
Posted at 11:20h, 08 DezemberLieber Benny,
dank Dir für deine Fragen und Anmerkungen.
„Wer kann schon sagen, wie viele Laibe Brot ein VW Käfer wert sein soll?“
Wie Du im weiteren Verlauf Deines Kommentars deutlich machst, geht es eben genau nicht um ein anderes Tauschsystem. Sondern eine Form des Miteinanders, in welcher geteilt und geschenkt wird.
„Nicht umsonst etablieren sich an Orten, an denen es kein Geld gibt, selbstständig andere Zahlungssysteme (z.B. Zigaretten im Knast).“
Wie wurden die Menschen sozialisiert, die dort „selbstständig“ ein Tauschmittel in Form von Zigaretten eingeführt haben?
Nur weil etwas heute nicht denkbar ist, heißt es nicht, dass es unmöglich ist. Es ist nur eben gerade in diesem Moment nicht denkbar!
Zu den praktischen Fragen habe ich im ersten Kommentar ein bisschen was erzählt. Und kann nur wieder auf die Kampagnenseite http://geldfreierleben.de für weitere Infos verweisen.
Liebe Grüße,
tobi
BennyBriesemeister
Posted at 22:54h, 10 DezemberHi Tobi,
danke für die Antwort. Hab mir auch deine Seite mal angesehen und wie gesagt, finde deine Idee wirklich spannend und würde mich sehr freuen, wenn wir eines Tages in die von dir/euch erträumte Gesellschaft vorstoßen könnten.
Ich drücke euch jedenfalls fest die Daumen.
LG,
Benny
Urs
Posted at 21:38h, 07 DezemberUm ehrlich zu sein, finde ich es eine schlechte Idee. Was passiert z.B. bei einem Umfall? Braucht man dann nicht plötzlich einen Chirurgen? Schmerzmittel? Medikamente usw. Wer bezahlt dies dann? Wir haben ein wunderbares Geldsystem und dies hat sehr viel gutes bewirkt. Ganz klar: Es gibt auch Nachteile: Ich denke z.B. an den Zinseszins-Effekt.
Geld hat (zum Glück) den Vorteil, dass dieses einen abnehmenden Grenznutzen hat:. Für eine alleinerziehende Person ist z.B. eine Einkommenssteigerung von Euro 1000 auf Euro 2’000.–/Monat sehr viel. Eine Steigerung von Euro 20’000 auf Euro 21’000.–/Monat bewirkt hingegen praktisch nichts mehr. Und dies ist auch gut so. Es gibt ja so ein Bonmot: Reich ist wer etwas hat, dass man nicht mit Geld kaufen kann. Auch darin steckt sicherlich viel Wahrheit. Aber eben: Wenn ich Schmerzen habe und Hunger bin ich sehr froh, wenn ich nicht abhängig bin vom Wohlwollen des Bäckers oder Zahnarzt. Mit Geld lassen sich diese Probleme rasch lösen.
Tobi Rosswog
Posted at 11:25h, 08 DezemberLieber Urs,
dank auch Dir für Deine Anmerkungen.
Genau diese Fragen kommen immer und immer wieder.
Dazu schreibe ich am besten nochmal einen Artikel, damit es nicht unvollständig hier nur in Teilen versucht wird.
Wenn Du Dich also noch ein bisschen gedulden kannst, bekommst Du im nächsten Artikel von mir auf Experiment Selbstversorgung einen Antwortversuch, okay?
Alles Liebe,
tobi
Urs
Posted at 22:57h, 08 DezemberLieber Tobi
Thanks für deine Antwort. Hast du schon mal Jeremy Rrifkin gelesen (der europäische Traum)? Dies geht teilweise in eine sehr ähnliche Richtung wie deine Überlegungen. Und ich glaube fest daran, dass die Gesellschaft wird sich in eine solche Richtung bewegen…Viel Glück auf deinem Weg.
Tobi Rosswog
Posted at 18:03h, 10 DezemberDanke Dir!
Von Jeremy habe ich schonmal gehört. Jedoch bisher seine Ideen nur quer gelesen…
Ich bin auch sehr zuversichtlich, dass wir uns in die Richtung bewegen werden. Also uns allen sei da viel Glück und Freude auf dem Weg gewünscht 😉
Bis der nächste Artikel auf Experiment Selbstversorgung fertig ist, kannst Du Dir den letzten zum Thema gerne hier anschauen:
http://experimentselbstversorgung.net/geldfrei-er-leben-rueckblick-einblick-ausblick/
Andrea
Posted at 14:39h, 10 DezemberHallo Tobi,
danke für deine Gedanken, auch für deine Kommentare. Ich finde, es macht Hoffnung, dass viele Menschen Konsum kritisch sehen und sich zunehmend mehr überlegen, welche Werte wirklich wichtig für sie sind. In dieser Konsequenz, wie du dies tust, finde ich es bewundernswert, so „weit“ bin ich noch nicht. Sich damit auseinander zu setzen, was man wirklich braucht und was auch überflüssig ist, kann auch sehr befreiend sein. Es hat auch nichts mit Askese zu tun. Ich beziehe in meine Überlegungen auch mit ein, was mir gut tut und Freude macht – allerdings stelle ich immer wieder fest, dass genau das eben nicht mit Geld zu kaufen ist. Die Frage, ob Karriere mit entsprechendem Einkommen oder weniger Geld bei mehr Freude an der Arbeit UND mehr Zeit für das Private habe ich für mich auch gegen eine Karriere entschieden.
Es ist schön, dass es immer mehr Menschen mit manchmal ganz unterschiedlichen Ideen gibt, die sich vom unreflektierten Konsumieren verabschieden und neue Wege gehen. Deswegen schaue ich mich jetzt mal auf deinen Seiten etwas genauer um. 🙂
Danke!
Tobi Rosswog
Posted at 09:34h, 11 DezemberDanke Dir sehr liebe Andrea.
Viel Freude und Inspiration Dir mit dem Newsletter!
Tobi Rosswog
Posted at 18:10h, 10 DezemberDanke Dir sehr liebe Andrea.
Wir bleiben im Kontakt 🙂
Herzlichst,
tobi
Tobi Rosswog
Posted at 10:04h, 14 DezemberIhr Lieben,
heute ist mein neuer Artikel auf Experiment Selbstversorgung online gegangen, der auf drei kritische Fragen zum geldfreien Leben eingeht, die uns immer wieder gestellt wurden und auch hier in den Kommentaren mehr oder weniger angeklungen sind.
Vielleicht ist es ja spannend für euch? Die Fragen sind:
1.) Lebst Du nicht auf Kosten anderer und bist von ihnen abhängig?
2.) Ist das denn gerecht? Du tust ja nichts dafür!
3.) Aber wenn alle geldfrei leben würden, … !?
Hier gehts zum Artikel – viel Freude beim Lesen:
http://experimentselbstversorgung.net/drei-kritische-fragen-zum-geldfreieren-leben/
Herzlichste Grüße,
tobi
Sebastian
Posted at 18:12h, 07 JanuarEine spannende Geschichte, die Du zu erzählen hast und Mut macht. Allerdings glaube ich nicht, dass diese romantische Idee umsetzbar wäre.
Ehrlich gesagt erinnert mich das ein wenig an die Idee des Kommunismus ohne diesen ganzen Klassenkampf. Auch die Idee des Kommunismus ist ja keine schlechte. Der Faktor, der die Umsetzung unmöglich macht, ist letzten Endes der Egoismus des Einzelnen. Die Geschichte hat das leider immer wieder gezeigt.
Die einzige (meiner Meinung nach leider geringe) Möglichkeit wäre, dass genau dieser Egoismus zu einem Umdenken führt. Wir zerstören ja nicht den Planeten (der wird überleben), sondern machen diesen allenfalls für uns unbewohnbar. Wollen wir leben und überleben, müssen wir also etwas ändern. Für die Menschheit, nicht für den Planeten. Ein Umdenken wäre somit durchaus egoistisch und damit aus meiner Sicht die einzige Hoffnung.
Aber interessant. Und ich drücke Dir die Daumen, dass Du diese Idee verbreitest. Inspiriert hat mich Deine Geschichte jedenfalls. Vielen Dank dafür.
Besten Gruß.
Sebastian
Glücksdetektiv
Posted at 16:33h, 11 JanuarLieber Sebastian,
die Idee, dass der Egoismus zum Umdenken führen könnte, halte ich für nachvollziehbar.
Dafür müssten die negativen Effekte aber wahrscheinlich deutlicher unmittelbar spürbar sein. Denn echte Egoisten interessiert ja auch nicht, was einmal ihren Kindern oder Kinders-Kindern blüht….
LG, Katharina
Katja
Posted at 11:14h, 25 FebruarSo ganz ohne Geld geht es sicherlich nicht, aber eine gesunde Mischung ist einfach sehr wichtig. Wenn man nur auf das liebe gute Geld achtet, dann bleibt das Glück defintiv auf der Strecke.
Glücksdetektiv
Posted at 18:13h, 26 FebruarDem kann ich nur zustimmen. Ich glaube, man muss Geld weder verteufeln noch verherrlichen. Wirklich wichtig sind andere Dinge, aber Geld zu haben ist auch nicht per se schlecht…
LG, Katharina