Die Megatrends der Zukunft und ihr Einfluss auf unser Wohlbefinden
Welche gesellschaftlichen Trends kommen auf uns zu? Wie wirken sich diese Trends auf unsere Lebensqualität aus? Welche Chancen bieten sie? Welche Gefahren gehen mit ihnen einher?
Diese Fragen wurden im Rahmen der Delphi-Studie diskutiert. Dazu waren 11 Experten aus verschiedenen Disziplinen aufgefordert Fragen zu beantworten, Gemeinsamkeiten zu suchen und die Ergebnisse zu bewerten.
Die konkreten Handlungsempfehlungen, die daraus resultierten, wurden vom Trendforscher Prof. Peter Wippermann auf dem Coca Cola Happiness Kongress vorgestellt.
Die Megatrends der Zukunft
Aber wie sehen diese Trends überhaupt aus? Mit welchen gesellschaftlichen Veränderungen sind wir heutzutage konfrontiert?
- Mehr Autonomie: In den letzten Jahren ist unsere Autonomie stetig gewachsen. Wir haben mehr Freiheiten, können selbstbestimmter leben, aber gleichzeitig steigen auch Verantwortung und Entscheidungsdruck.
- Weniger Familie: Wir leben seltener in festen Familienverbunden, haben gleichzeitig aber die Möglichkeit unsere Familien selbst zu wählen und Beziehungen auch über weite Distanzen zu pflegen. Soziale Netzwerke erleichtern den Austausch, erhöhen aber auch die Gefahr, nur noch oberflächliche Beziehungen zu führen und sich in der virtuellen Welt zu verlieren.
- Mehr Optionen: Mehr Optionen führen in erster Linie zu mehr Möglichkeiten der Selbstverwirklichung, können aber auch schnell zu Stress, Überforderung und Mangel an Ruhezeiten führen.
Diese Trends durchdringen alle Bereiche unseres Lebens. Sie lassen sich am Arbeitsplatz finden, bestimmen unsere sozialen Beziehungen und schlagen sich auch in unserer Freizeit nieder.
Kurzum: Wir können heute viel mehr tun als früher, müssen aber auch wissen wie. Und genau hier ergeben sich sowohl die Chancen dieser Trends für unsere Lebensfreude und Gesundheit als auch die Gefahren.
Strategien für mehr Lebensfreude
Folgende Strategien werden vom Expertengremium empfohlen, um mit den Herausforderungen umzugehen:
- Eigene Werte, Ziele und Bedürfnisse identifizieren: Das heißt v.a. sich bewusst zu machen, was man vom Leben erwartet und was einen wirklich glücklich macht.
- In soziale Beziehungen investieren: Damit ist gemeint, anderen Anerkennung, Wertschätzung und Aufmerksamkeit zu schenken; sich die Zeit für Freunde und Familie also tatsächlich zu nehmen. Und hier gilt vorrangig „offline geht vor online“.
- Zeit aktiv planen und managen: Zeit muss heutzutage immer besser geplant werden und zwar sowohl die Arbeits- als auch die Freizeit. Dazu gehört auch, sich bewusst Auszeiten zu nehmen und die Erreichbarkeit einzuschränken.
- Achtsamkeit und Konzentration üben: In unserer digitalen Welt, in der immer mehr gleichzeitig stattfindet, müssen wir lernen, Prioritäten zu setzen und uns auf das Wesentliche zu fokussieren. Damit einhergeht auch die Forderung Perfektionismus zu reduzieren, denn in einer Welt mit immer mehr Möglichkeiten, kann niemand mehr alles schaffen und an jeder Veranstaltung teilhaben. Wir müssen uns also in Gelassenheit üben und unsere Ansprüche herunterschrauben.
- Das Leben aktiv gestalten: Wir sollten vermeiden, Lebensfreude nur aus einer Quelle zu beziehen, z.B. nur durch die Arbeit. Es gibt viele verschiedene Bereiche und Aktivitäten, die uns glücklich machen und diese sollten wir auch bestmöglich nutzen, z.B. Familie, Hobbies, Arbeit etc. Damit ist aber auch gemeint, ab und an die Komfortzone zu verlassen, Neues auszuprobieren und ungewohnte Perspektiven einzunehmen.
Und was lernen wir daraus?
Die Delphi-Studie spricht meiner Meinung nach eine sehr wichtige Entwicklung an: da wir heutzutage immer weniger Struktur und Eingebundenheit erfahren, sowohl in der Familie als auch am Arbeitsplatz, wird es leichter, sich in der Vielzahl an Optionen zu verlieren. Das macht es heute mehr denn je nötig, sich mit seinen eigenen Wünschen und Zielen auseinanderzusetzen. Wenn wir das nämlich nicht machen, leben wir entweder ein Leben, dass andere sich für uns überlegt haben oder irren planlos von einer Gelegenheit zur nächsten.
Hast du Lust, mehr über den Einfluss der Megatrends auf unsere Lebensqualität zu erfahren? Schreib einfach in die Kommentare, über welchen Bereich (Autonomie, Verbundenheit, Vielfalt an Optionen) du gerne mehr erfahren möchtest. Ich freue mich auf deinen Kommentar!
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Benny Briesemeister
Posted at 11:34h, 03 JuniHallo Katharina,
interessant zu sehen dass „mehr Autonomie“ noch immer als großer Trend gesehen wird. Hängt wahrscheinlich von der Definition eines Trends ab, aber ich habe subjektiv den Eindruck, dass sich viele Menschen – zumindest in meinem privaten und beruflichen Umfeld – eher nach weniger Entscheidungsfreiräumen, nach Einfachheit und klaren Strukturen sehnen.
Andererseits hab ich natürlich auch keinen wirklichen Überblick 🙂
Ich erinnere mich an eine Diskussion mit einer Bekannten, die meinte, die alt 68er hätten ja unter anderem dafür gestritten, dass wir autonomer und freier in unseren Entscheidungsmöglichkeiten werden, und dass wir heute, wo wir die Wahlfreiheit haben, doch wieder dazu neigen vermehrt zu heiraten und Lebenszeitstellen in Betracht zu ziehen.
Insofern glaube ich, dass ein Trend nach mehr Autonomie – so er denn Realität wird – irgendwann wieder einen Gegentrend auslösen wird.
Bin gespannt…
Benny
Katharina Tempel
Posted at 12:03h, 04 JuniLieber Benny,
ich muss zugeben, dass ich in Reaktion auf den Vortrag genau den gleichen Zweifel geäußert habe. Auch ich habe den Eindruck, dass der Trend inzwischen schon wieder stärken in Richtung Gemeinschaft geht. Was damit gemeint ist, ist aber wohl das folgende: wir leben heutzutage in einer Zeit, in der wir viel mehr Autonomie genießen als früher. Und dieser Trend wird weiter anhalten. Das sieht man z.B. in der Arbeitswelt, wo immer häufiger flexible Arbeitszeitmodelle eingeführt werden, Home Office oder so genannte Sabbaticals zunehmen. Wir werden also in den nächsten Jahren noch autonomer leben können. Gleichzeitig, und da stimm ich mit dir vollkommen überein, regt sich sicher auch gerade dadurch der Wunsch, wieder mehr Gemeinschaft und Sicherheit zu erleben. Das sieht man z.B. auch daran, dass immer mehr Tauschbörsen aus dem Boden schießen, wo Menschen ihre Güter und Erfahrungen miteinander teilen wollen.
Benny Briesemeister
Posted at 09:19h, 05 JuniLiebe Kathi,
danke für die Antwort. Die Frage, die sich mir stellt, ist: Genießen wir mehr Autonomie? Oder müssen wir sie ertragen?
Autonomie ist schön, wenn sie selbstbestimmt ist. Gerade beim von dir angesprochenen Beispiel der Arbeitsbedingungen sehe ich aber auch unglaublich viele Stellen, an denen Autonomie sehr schnell in Unsicherheit umschlägt. Wir wollen flexible Arbeitsbedingungen, erkaufen diese aber zum Preis befristeter Anstellungsverhältnisse. Wie wollen flexiblere Arbeitszeiten – dafür gibt es immer mehr Mini-Jobs. Und so weiter.
Die Befürchtung, die ich habe, ist dass die „Gesellschaft“, bzw. die Rahmenbedingungen Autonomie ermöglichen, damit Unsicherheit in Kauf nehmen und letztendlich am Wunsch der Bürger vorbei Fakten schaffen.
Klar, alles hat seine pros und cons. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass der Trend hin zu Maximierung (immer MEHR Autonomie) der falsche Weg ist.
Benny
Katharina Tempel
Posted at 17:43h, 10 JuniGrundsätzlich ist mehr Autonomie unserem Wohlbefinden durchaus zuträglich. Es gibt zahlreiche Theorien, die das Verlangen nach selbstbestimmten Entscheidungen als Grundbedürfnis des Menschen betrachten. Auf der anderen Seite kann mehr Autonomie zu weniger Sicherheit führen, was wiederum unser Wohlbefinden belastet. Die Bedeutung, die wir diesen Aspekten zuschreiben, variiert von Mensch zu Mensch und kann sich auch im Laufe des Lebens ändern. Hier muss also jeder selbst herausfinden, was ihm gut tut.
Und sicherlich soll der Trend und das Verlangen nach mehr Autonomie kein Freifahrtschein für mehr Ausbeutung in der Arbeitswelt sein.