Aufgeben oder durchhalten? Wann es sinnvoll ist einen Traum zu begraben
Ist es immer sinnvoll, einen Traum gegen alle Wiederstände zu verfolgen oder gibt es Träume, die wir lieber aufgeben sollten?
Normalerweise hörst du von mir, dass du deine Träume verwirklichen sollst. Dass es sich lohnt, an ihnen festzuhalten und sie auch über Jahre hinweg zu verfolgen.
Aber nicht alle Ziele sind für uns erreichbar. Wann macht es Sinn weiterzukämpfen und wann sollten wir lieber loslassen und uns neu orientieren?
Festhalten am Traum
Die Inspiration für diesen Artikel stammt aus der Netflix-Serie „Arrested Development*“. Vielleicht kennt sie ja der ein oder andere. Dort gibt es einen Charakter namens Tobias Funke, der eigentlich ausgebildeter Psychotherapeut ist.
Aber als solcher arbeitet er schon lange nicht mehr. Jetzt schlägt sein Herz für die Schauspielerei und er will unbedingt ein erfolgreicher Schauspieler werden.
Folge und Folge versucht er seinem Traum näher zu kommen, geht zu Castings, nimmt jede noch so kleine Statistenrolle an und versucht sich sogar als Ersatzmann für die Blue Man Group.
Aber es will einfach nicht so recht klappen.
Sicher, er ist nicht wirklich talentiert. Aber das fehlende Talent macht er mit Durchhaltevermögen und Einsatzbereitschaft wett. Nur trotzdem will ihm niemand so recht Anerkennung dafür schenken. Folge um Folge wird er enttäuscht, die Dinge klappen nie so, wie er es möchte und langsam aber sicher zerbricht auch seine Familie daran.
Wenn man Tobias so zusieht fragt man sich, warum er sich das immer weiter antut. Warum gibt er nicht auf? So viele Misserfolgserlebnisse. So viele Hinweise darauf, dass er nicht das Zeug für einen erfolgreichen Berufsschauspieler hat. So viel Unverständnis und Kritik aus dem Umfeld.
Warum macht er dennoch immer weiter?
Auf der einen Seite ist es bewundernswert, weil Tobias so sehr an sich selbst und seinen Traum glaubt, dass er immer weiter durchhält.
Auf der anderen Seite wirkt seine Sturheit wie Realitätsverweigerung und als Zuschauer bekommt man den Eindruck, man sieht ihm dabei zu, wie er sein Leben wegwirft. Ich habe mich wiederholt dabei erwischt mir zu wünschen, er würde seinen Traum endlich aufgeben und etwas Anderes tun. Die Schauspielerei könne er doch als Hobby weiterführen…
Und dann habe ich mich gefragt, was ich Tobias raten würde, wenn er zu mir ins Coaching käme. Würde ich ihm wirklich raten seinen Traum aufzugeben oder würde ich ihn unterstützen weiter an sich und seinen Traum zu glauben?
Sollten alle Träume unter allen Umständen verfolgt werden oder ist es in manchen Fällen sinnvoller den Traum aufzugeben und sich neu zu orientieren?
Aufgeben oder durchhalten?
Schauen wir uns zunächst an, warum es sinnvoll ist, auch über längere Zeit für einen Traum zu kämpfen:
- Weil dein Traum etwas ist, das extrem wichtig für dich ist, das wiederspiegelt, was du dir von deinem Leben wünschst und seine Erfüllung dich unglaublich glücklich machen würde
- Weil Erfolg nie über Nacht kommt, sondern das Resultat harter Arbeit ist und du vielleicht bisher noch nicht hart oder lang genug dafür gearbeitet hast
- Weil viele Träume v.a. deshalb nicht in Erfüllung gehen, weil die Menschen zu früh aufgeben, sich zu schnell aus der Bahn werfen lassen und zu schnell klein beigeben
- Weil Geduld und Ausdauer auf lange Zeit gesehen fast immer zum Ziel führen
- Weil du dir nie ganz sicher sein kannst, ob es nicht doch klappen könnte. Selbst wenn du vollkommen untalentiert bist, ist nicht ausgeschlossen, dass es genau dafür eine Nische gibt und dich irgendwann, irgendwer genau deswegen entdeckt
- Weil dich dein Traum über so lange Zeit definiert hat, dass du ohne ihn vielleicht vollkommen orientierungslos wärst und dich selbst nicht mehr erkennst
Was könnte dagegen sprechen immer weiter an deinem Traum festzuhalten?
- Dass dein ganzes Leben sich so sehr auf die Erfüllung des Traumes einschränkt, dass du sonst überhaupt keine Freude mehr erlebst
- Dass du ein Misserfolgserlebnis nach dem nächsten erfährst und dein Selbstwert über die Zeit immer geringer wird
- Dass du vielleicht andere wunderbare Richtungen und Wege verpasst, weil du nichts Anderes mehr siehst als deinen Traum
- Dass du deinen Traum irgendwann nur noch aus Pflichtgefühl verfolgst oder aus Angst vor dem Versagen, er aber in Wahrheit schon lange nicht mehr dein Wunsch ist
- Dass deine Familie oder dein Umfeld zunehmend unter deiner Fixierung auf den Traum leiden und Beziehungen womöglich zerbrechen
- Dass du irgendwann so ausgemergelt bist, dass dich das Verfolgen deines Traumes physisch und psychisch zunehmend belastet und krankmacht
Du siehst, es gibt mindestens genauso viele Gründe einen Traum aufzugeben, wie ihn weiter zu verfolgen. Spätestens, wenn dein Festhalten an deinem Traum dich nur noch leiden lässt, ist es Zeit loszulassen. Aber warum fällt uns das so schwer?
Warum es so schwer ist aufzugeben
Zu akzeptieren, dass wir gescheitert sind, tut weh. Es tut wahnsinnig weh, denn es greift unseren Selbstwert an. Wir müssen uns selbst eingestehen, dass wir nicht gut genug sind oder, aus welchen Gründen auch immer, keine Chance haben, unser Ziel zu erreichen.
Das klingt wie versagen und wer möchte schon gerne ein Versager sein?
Aufgeben wird als Zeichen von Schwäche gewertet. Je mehr Zeit und Ressourcen wir in einen Traum investieren, desto schwieriger wird es, ihn aufzugeben. Jetzt habe ich schon all das Geld hineingesteckt und überall Werbung geschaltet und mir Streit mit der Familie eingehandelt, und jetzt soll ich das alles hinwerfen?
Nein. Jetzt erst recht…
Und schon verdoppeln wir unsere Bemühungen unseren Traum zu erfüllen, weil wir nicht vor unserer Familie und unseren Freunden als gescheitert dastehen wollen.
Niemand gibt gerne vor sich und anderen zu, dass er sein Ziel nicht erreicht hat und es auch nicht mehr erreichen wird.
Wir wollen andere nicht enttäuschen oder reden uns ein, dass diese enttäuscht wären, wenn wir doch nicht groß rauskommen und der nächste Internetmillionär werden.
Vielleicht ist es aber gar nicht so sehr die Angst vor dem Versagen, die uns davon abhält unseren Traum aufzugeben. Schließlich wird uns auch überall gesagt, dass wir geduldig sein müssen und durchhalten müssen und hart für unsere Ziele arbeiten müssen.
Deswegen glauben wir womöglich einfach, dass der Erfolg hinter der nächsten Ecke liegen müsste. Wir müssen nur noch eine Ecke weiterkommen.
Und noch eine Ecke.
Und noch eine Ecke.
Und dabei fällt uns gar nicht auf, dass uns das Verfolgen unseres Traumes schon längst keine Freude mehr bereitet und wir, wenn wir aufgeben würden, ein viel besseres und schöneres Leben führen könnten.
Und manchmal konzentrieren wir uns auch so sehr auf unser Ziel, dass wir die Hinweise nicht wahrnehmen, die uns zeigen, dass wir dafür eigentlich gar nicht gemacht sind oder es aus anderen Gründen nicht schaffen werden. Das ist vermutlich Tobias‘ Problem.
Er kriegt selbst gar nicht mit, dass aus ihm kein erfolgreicher Schauspieler werden wird.
Vielleicht wäre ihm geholfen, wenn er einmal wirklich zuhören würde, was andere über ihn und sein Schauspiel sagen.
Then again… wenn wir immer sofort kleinbeigeben würden, weil andere kritisieren, was wir tun, würde keiner von uns je seinen Lebenstraum erfüllen.
Es ist also gar nicht so einfach zu entscheiden, wann es sinnvoll ist, einen Traum aufzugeben und wann du weiter für ihn kämpfen sollst. Eine kleine Orientierungshilfe habe ich hier für dich zusammengestellt:
Soll ich meinen Traum aufgeben?
- Frage dich als allererstes, ob dein Traum auch wirklich dein Traum ist oder nicht vielmehr das Ziel eines anderen, das du die letzten Jahre verfolgt hast? Willst DU wirklich selbständig sein/als Musiker arbeiten/nach Kanada auswandern?
- Frage dich dann, ob dir dieses Ziel noch immer wichtig ist. Sei dabei ganz ehrlich zu dir selbst. Vielleicht war es mal dein Ziel, ja. Aber ist es das immer noch? Dinge verändern sich über die Jahre und das ist nicht schlimm.
- Prüfe, ob du in den letzten Jahren deinem Traum nähergekommen bist. Gibt es irgendwelche Hinweise auf Fortschritte?
- Überlege jetzt, ob sich die Umstände verändert haben, so dass es inzwischen unwahrscheinlicher geworden ist, dass du dein Ziel erreichen kannst/wirst.
- Spüre in dich hinein: Wie fühlst du dich auf dem Weg zu diesem Ziel? Ist jeder Tag nur noch Qual und Leid oder macht dir das darauf hinarbeiten noch immer Freude?
- Wie geht es dir? Leidest du unter ständiger Anspannung und Erschöpfung? Bist du ständig krank? Hast du oft Angst – und Panikattacken, bist du niedergeschlagener als früher?
- Setze dich damit auseinander, was du weiterhin in Kauf nehmen müsstest, wenn du deinen Traum weiterverfolgst. Bist du bereit das zu tun? Bist du bereit u. U. jahrelang so weiter zu machen?
Ein Leben nach dem Traum
Wenn du jetzt festgestellt haben solltest, dass dich das Verfolgen deines Traumes schon längst mehr plagt, als das es dich glücklich macht, ist es Zeit loszulassen.
Das ist okay.
Es kann jedoch sein, dass du dich in der nächsten Zeit mit einigen negativen Gedanken und Gefühlen auseinandersetzen musst.
Schuldgefühle könnten aufkommen, weil du diesen unangenehmen Zustand so lange mitgemacht und nicht schon früher die Reißleine gezogen hast.
Vielleicht fühlst du auch Scham, hast Selbstzweifel und machst dir Vorwürfe, weil du deinen Traum nicht erreicht hast. Wenn das passiert, führe dir wieder die obige Aufzählung vor Augen und erinnere dich daran, warum du deinen Traum aufgegeben hast.
Und dann denke nicht mehr daran, was du alles dafür getan hast und wie viele Jahre deines Lebens du in den Traum investiert hast. Im Englischen gibt es das schöne Sprichwort: “Cut your losses and move on”. Halte dich daran. Manchmal ist es das Beste, was wir machen können.
Vielleicht wirst du dich in der nächsten Zeit orientierungslos fühlen. Ziele verleihen unserem Leben eine Richtung und motivieren uns morgens aufzustehen. Hab keine Angst. Du wirst ein neues Ziel finden, wenn du gedanklich mit dem alten abgeschlossen hast.
Es muss auch nicht immer ein kompletter Neuanfang sein. Du könntest zum Nächstbesten übergehen. Dann wirst du einfach Pilot statt Astronaut, Steward statt Pilot oder arbeitest eben am Flughafen.
Und manchmal, wenn wir einen Traum aufgeben, ist es gar nicht so sehr der Traum, den wir aufgeben, sondern nur die Details auf dem Weg dorthin. Deinen Mann nach 20 Jahren Ehe loszulassen heißt nicht, dass du deinen Traum, eine harmonische Beziehung zu führen, für immer aufgeben musst. Es heißt nur, dass du diesen Traum mit diesem einen Mann begraben musst.
Ich kann mir vorstellen, dass dir das gerade alles erstmal ziemlich viel Angst macht.
Einen Neubeginn zu wagen ist nie einfach. Aber vergiss nicht, dass jede Veränderung dir auch die Möglichkeit gibt, dein Leben neu auszurichten.
Das Aufgeben eines Traumes, der dir nicht gutgetan hat, kann dazu führen, dass dir eine riesige Last von den Schultern fällt und du dich wie neugeboren fühlst.
Neugeboren und endlich bereit, einen neuen Traum zu finden und dein schönstes und bestes Leben zu führen.
in
Marco Gerstmann
Posted at 08:40h, 28 NovemberDanke Katharina, für den guten Artikel. Ich dachte schon: „Traum aufgeben? Na ob der Artikel mal nicht etwas negativ wird.“ Aber das Gegenteil ist der Fall. Ich finde es gut, wie du beschreibst, dass man, wenn man schon viel zu lange und stur geradlinig einen einzigen Traum verfolgt, man durch diesen Tunnelblick gar nicht mehr die anderen Gelegenheiten wahrnimmt. Denn das Leben ist nun einmal nicht so geradlinig, wie man es sich immer wünscht.
Und mit folgendem habe ich mich auch erst vor kurzem beschäftigt: „Dass dein ganzes Leben sich so sehr auf die Erfüllung des Traumes einschränkt, dass du sonst überhaupt keine Freude mehr erlebst“. Und zwar gingen die scheinbar letzten Worte von Steve Jobs ungefähr in diese Richtung. Er hatte nur Freude beim Ausleben seines Traums. Obwohl er ja eigentlich schon alles hatte. hat er sich immer nur für neue Produkte aufgestellt, sich aber nicht wirklich um seine Familie und seine Freunde gekümmert. Dies hat er wohl im Sterbebett bereut. Man weiß nicht, ob es wirklich seine letzten Worte waren, aber trotzdem geben sie einem zu Denken.
Viele Grüße,
Marco
Glücksdetektiv
Posted at 13:35h, 28 NovemberDas ist ja interessant und wusste ich noch gar nicht… Ja, wäre schade wenn man über die eine Sache alles andere vergisst.
LG, Katharina
Katharina
Posted at 20:42h, 28 NovemberHey Katharina, dieser Artikel spricht mir aus der Seele. Vielen Dank für deine Worte.
Ich musste vor 1,5 Jahren meinen Traum aufgeben, Lehrerin zu werden und habe mein Studium (kurz vor dem Ende) abgebrochen. Es war sehr schwer für mich, aber ich musste einfach die Reißleine ziehen. Seitdem geht so mir so viel besser, aber ich schaue trotzdem manchmal wehmütig zurück und stelle mir vor, wie mein Leben gelaufen wäre, wenn ich mein Studium erfolgreich beendet hätte.
Dein Artikel bestärkt mich und gibt mir das Gefühl, dass meine Entscheidung richtig war.
Liebe Grüße Katharina 🙂
Glücksdetektiv
Posted at 19:03h, 29 NovemberEs freut mich, dass dir meine Worte guttun. Mit Nostalgie und Wehmut ist so ein Schritt bestimmt immer verbunden, weil ja doch die Frage bleibt: was wäre gewesen, wenn…
Aber solange es dir jetzt viel besser geht, bin ich sicher, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast.
Alles Liebe für dich,
Katharina
Xxo
Posted at 19:56h, 29 NovemberWow Katharina,genau das habe ich gerade gebraucht!
Du sprichst mir aus der Seele….
Lieben Dank dafür!
Es ist erstaunlich,wie vielen Menschen es doch ähnlich ergeht;)
Viele Grüße
Glücksdetektiv
Posted at 14:04h, 30 NovemberIch finde es auch immer wieder faszinierend, das uns, trotz unser Unterschiede, doch dieselben Grundthemen bewegen.
Ich wünsche dir alles Gute.
LG, Katharina
Carolin Van der Vee
Posted at 14:31h, 30 MaiHallo! Verfolge immer wieder Deine Videos auf YT. Dieses Thema bewegt mich auch gerade. Ich glaube, es geht immer um die Essenz eines Traumes. Und um die herauszufinden, muss man ganz besonders ehrlich zu sich selbst sein. Klingt einfach, erfordert aber manchmal persönliches Wachstums – sprich, Reife und Erfahrungen die nur das Leben selbst mit sich bringt – sprich also auch einige Lebensjahre. Erkenntnisse kommen dem einen Menschen früher im Leben, dem anderen später. Bei mir hat es ’ne ganze Weile gedauert. Und immer wieder holen mich alte Träume aus der Vergangenheit ein und ich muss mich mit Ihnen auseinander setzten.
Du hast einen wunderbaren Artikel dazu geschrieben der sich einfühlsam Schritt für Schritt dem Thema widmet. Sehr ermutigend und tröstlich.
Glücksdetektiv
Posted at 14:17h, 31 MaiDanke für deine schönen Worte.
Die „Essenz“ eines Traumes. Das trifft es sehr gut. Träume können sich in unterschiedliche Gewänder hüllen, aber die Essenz bleibt die Gleiche und sie ist es, nach der wir uns wirklich sehnen.
Ich wünsche dir gutes Gelingen beim Finden und Verfolgen deiner Essenz.
LG, Katharina
Mensch
Posted at 22:00h, 01 DezemberHey Katharina,
vielen Dank für diesen so ungewöhnlichen Artikel – bin seit beinahe 3 Jahren am promovieren (war immer mein Lieblingsfach) und sehe einfach kein Land und sehe auch nicht, dass ich nach 3 Jahren fertig werde, eher habe ich das Gefühl, mein Fach gar nicht zu beherrschen, anscheinend habe ich mich irgendwie durchgemogelt und keiner hat richtig geguckt…o.O Nur wenn ich jetzt abbreche… hab ich ein gewechseltes Erststudium und eine abgebrochene Promotion im Lebenslauf und einen Master in… also keinem MINT-Fach …:( Bin einfach völlig in meinem Leben gescheitert und verstehe nicht, wie es soweit kommen konnte und was jetzt noch kommen kann… :/
Glücksdetektiv
Posted at 18:21h, 02 DezemberGescheitert bist du auf keinen Fall. Schau dich einmal um, wie viele erfolgreiche Menschen ihr Studium abgebrochen, gewechselt oder gar nicht erst angefangen haben.
Das Leben verläuft nun mal nicht gradlinig. Aber weißt du, was du den anderen Menschen dadurch vorraus hast, die noch nie ihr Fach gewechselt haben? Du hast mehr Erfahrung. Du weißt genauer, was du NICHT willst und dadurch weißt du auch ein kleines bisschen besser, was du willst.
Ob du deine Promotion abbrechen sollst oder nicht, kann ich dir nicht sagen. Ich würde sie allerdings nicht abbrechen, weil du denkst, dass du das Gebiet nicht beherrschst. Kennst du das nicht auch vom Lernen, dass das größte Chaos im Kopf herrscht, kurz bevor du etwas Neues verstanden hast?
Ich habe mich fast fünf Jahre mit meinem Promotionsthema (über Glück) beschäftigt und zwischendrin konnte ich weniger als je zuvor beantworten, was Glück ist. Diese Verwirrung ist also ganz normal.
Versuch dich selbst nicht so unter Druck zu setzen. Nimm dir über die Feiertage eine kleine Auszeit von allem und versuche wieder zu dir zu finden. Danach wirst du klarer sehen, wie es weiter gehen kann und soll.
Ich wünsche dir alles Liebe.
Katharina
Joh Bruns
Posted at 15:59h, 02 DezemberSobald es ein wirklicher Lebenstraum ist, sollte unter allen Umständen daran festgehalten werden. Sobald man jedoch feststellt, dass dieser Traum nicht mehr der eigenen Vorstellung entspricht und einen vom Erreichen wahrer Glückseligkeit abhält, sollte man diesen lieber begraben. Liebe Grüße
Glücksdetektiv
Posted at 18:22h, 02 Dezember„vom Erreichen wahrer Glückseligkeit abhält“… genau das ist der springende Punkt.
Dafür müssen wir aber häufig erst einen Schritt zurück machen, um das große Ganze wieder zu sehen.
LG, Katharina
Toc99
Posted at 11:09h, 09 JanuarDanke für den Artikel. Ja, auch ich bin so einer, so ein Träumer. Irgendwann, vor ganz vielen Jahren, hatte ich den Traum, als Musiker auf einer Bühne zu stehen. Mittlerweile ist die Bühne eine Heimat geworden, auch wenn ich nicht von der Musik leben kann. Zumindest nicht von der Musik, die ich mache. Ich zähle die Auftritte schon lange nicht mehr. Und ich finde mich immer wieder auf Bühnen wieder, auf denen früher nur meine Idole gespielt haben. Es klappt also, über Jahrzehnte hinweg, ganz langsam.
Ein paar Punkte möchte ich zum Artikel noch hinzufügen: Einen Traum ausdauernd zu verfolgen, heißt nicht, dass es leicht ist. Auch nach all den Jahren gibt es immer wieder Situationen, wo ich nachjustieren muss, wo ich mich verändere, oder mein musikalisches Umfeld. So vieles geht nicht automatisch. Es ist kein Traum, der einmal in Erfüllung geht und dann als Glücksbrunnen bleibt. Es ist ein Weg.
Und, noch wichtiger, das fehlt mir im Artikel: Dieser Traum ist meiner. Niemand kann ihn mir wegnehmen. Die Musik hat mich durch die dunkelsten Zeiten gebracht, allein weil ich immer sicher war, sie nicht aufgeben zu wollen. Wir leben in einer Zeit, in der ganz oft gefordert wird, man möge sich mit seiner Tätigkeit 100% identifizieren. Aber die Arbeitgeber (die eigentlich die Arbeit nehmen, die wir geben), die identifizieren sich nicht so sehr mit uns. Wenn ich also einen Traumjob habe, dann kann immer jemand mir diesen Traumjob auch wieder nehmen.
Es ist auch eine Frage der Erwartungen und der selbst definierten oder erlernten Grenzen. Ich lebe nicht von meiner Musik. Ich werde vermutlich nie einer der „ganz Großen“ sein. Neben dem Können gibt es nämlich noch viele andere Faktoren. Was erwarte ich also? Wenn ich erwarte, ein Superstar zu werden, dann kann ich nur unglücklich werden damit. Womöglich erlebe ich sogar Superstars, die musikalisch gar nicht so gut sind, wie ich selbst. Dann werde ich noch unglücklicher, denn dann ist es ungerecht, dass ich nicht an deren Stelle bin. Aber Es hängt eben nicht nur vom Können ab, es ist nicht gerecht. Also backe ich kleinere Brötchen, arbeite Teilzeit regulär (da stoßen viele schon an erlernte Grenzen) und mache Musik mehr nach eigenem Gusto. Umso schöner ist es dann, wenn diese Musik es schafft, live andere im Inneren zu berühren.
Glücksdetektiv
Posted at 12:47h, 19 JanuarVielen Dank für deinen Kommentar und dafür, dass du uns an deinem Traum teilhaben lässt. Ich stimme dir vollkommen zu: Erwartungsmanagement spielt eine sehr große Rolle und ständiges Nachjustieren ist im Leben immer gefordert. Das erzähle ich meinen Lesern vom Glück auch immer: Man ist nicht eines Tages einfach glücklich und dann ist für immer alles Sonnenschein, sondern ein glückliches Leben ist auch ein Weg, der immer wieder nachjustiert werden muss.
Ich freue mich, dass du deinen Traum lebst und darin Erfüllung findest.
LG, Katharina
DieUnbekannte
Posted at 19:01h, 26 Januar„Realitätsverweigerung“ ist ein gutes Wort. Das passt gerade zu meiner Situation. „Sein Leben wegwerfen“ leider auch. Es gibt da so eine Sache die mir überhaupt nicht mehr gut tut, an der ich aber trotzdem Jahrelang festgehalten habe, womit ich mich im Endeffekt aber nur selbst belogen habe. Immer wieder versuche ich es, um dann aber doch wieder festzustellen ich sollte es lieber sein lassen. Es ist wie eine art Hassliebe. … Meine Uroma hat immer gesagt „Einen Stein der zu schwer ist um ihn zu heben sollte man liegen lassen.“ Das ist ein passender Spruch finde ich. Irgendwann schafft man es einfach nicht mehr, und dann sollte man loslassen, sonst macht man sich nur kaputt.
Glücksdetektiv
Posted at 19:20h, 30 JanuarDanke für deinen ehrlichen und bereichernden Kommentar.
Den Spruch deiner Uroma finde ich sehr passend. Hast du denn inzwischen losgelassen?
Liebe Grüße,
Katharina
Herbert
Posted at 08:28h, 06 FebruarHi Katharina, hier hast du wirklich alles auf den Punkt gebracht. Durch die Hektik des Alltags vergessen wir uns mit uns auseinander zu setzen. Zu Hinterfragen ob man bestimmte Dinge wirklich machen möchte oder den Sinn zu hinterfragen. Mit deinem Blog hast du mich dazu angeregt. Lieben Gruss Herbert
Glücksdetektiv
Posted at 13:32h, 07 FebruarSuper Herbert. Genau dafür mache ich all das hier. Um dich und mich zum Nachdenken anzuregen und uns daran zu erinnern, dass wir immer mal wieder in uns gehen sollten.
Ich grüße dich ganz herzlich.
Katharina
Pingback:Was wirklich hinter deiner Unzufriedenheit steckt - Glücksdetektiv
Posted at 21:53h, 04 Mai[…] Welche Träume habe ich ad acta gelegt? […]
Linus Leipold
Posted at 14:31h, 09 OktoberBei mir ist es die Selbstständigkeit. Ich versuche immer wieder – ohne große Investitionen, da ich bei Nichtfunktionieren Schulden hätte – etwas aufzubauen. Ich lasse Produkte nach meinen Vorgaben herstellen, schreibe Bücher. Doch diese Bücher werden nicht anerkannt. Meine anderen physischen Produkte nicht nachgefragt. Weil ich nicht genug Werbung mache – vermutlich.
Würde ich bei einer größeren Firma produzieren, würden die unter 10.000 EUR gar nicht erst anfangen. Und wenn es dann nicht geht, habe ich 10.000 EUR Verlust gemacht. Dem Hersteller ist das ja egal.
Das Problem ist: ich habe nichts anderes. Die einzigen Zertifikate, die ich habe sind das Abitur und ein Führerschein und zwei im Vorstudium abgebrochene Studiengänge. Und ich weiß, daß Arbeitsplätze nicht sicher sind, also ist die einzig sichere Alternative selbstständig oder freiberuflich zu sein.
Doch das knappe Budget macht mir immer wieder einen Strich durch die Rechnung.
Mein Traum ist es, erfolgreich selbstständig zu sein. Das heißt für mich, mindestens 2000€ / Monat damit zu verdienen.
Und da kommen eben die einen mit ihrem – durchaus verbesserungsfähigen – „Immer weitermachen“. Sie wissen dabei nicht, was ich gemacht habe und womit ich eigentlich weitermachen soll.
Es ist genau dieses „Aber mit diesem nächsten Produkt wird es doch funktionieren“ oder „Aber DAMIT wird es doch funktionieren“, das mich weitertreibt. Machen Kleinigkeiten den Unterschied? „Wenn ich jetzt den Button 1 Pixel runter verschiebe, verdiene ich dann mehr?“ überspitzt gesagt?
Wenn meine Produkte wirklich nicht gut genug sind, warum sind sie es nicht? Rückmeldungen sind suboptimal.
Glücksdetektiv
Posted at 20:34h, 12 OktoberWas dir vermutlich jeder Unternehmer an erster Stelle sagen wird, ist: Ohne Werbung verkauft sich auch das beste Produkt nicht. Denn woher sollen die Menschen wissen, dass dein Produkt gut ist und ihre Probleme lösen kann?
Deine Nachricht klang ein bisschen so, als würdest du eins ums andere probieren, aber nie analysieren, woran du beim letzten Mal gescheitert bist. Wenn du das nicht machst, dann kannst du aus deinen Fehlern nicht lernen. Wieso sollte es beim nächsten Mal besser werden?
Zu Verkaufen ist eine Kunst, die gelernt werden möchte. Wenn du dazu nicht selbst bereit bist, dann wäre es vielleicht sinnvoll dir jemanden ins Boot zu holen, der davon Ahnung hat?!?
Liebe Grüße,
katharina
Sebastian
Posted at 17:55h, 16 OktoberAchtung Trollpost. ^-^ Es gab mal einen kleinen Jungen dessen größter Wunsch es war ein Leben mit durchschnittlichen Job, Freunden und einer kleinen Familie zu führen. Aber er durfte nicht. Je mehr er seine Hände seinem Traum entgegenstrecke desto weiter wich dieser. Seine bisherige Familie behandelte ihn wie Dreck und er verpasste sozial den Anschluss bis seine Fertigkeiten dazu verkümmerten. Er rannte und rannte seinem Traum entgegen und floh und floh vor dem Schmerz seines Lebens in seinen Beruf. Ein Beruf der ihm weder Geld noch eine Verbindung zum Leben schenkte. So steht er am Fenster spielt die kleinste Violine der Welt und denk an all die Male die er versucht hatte seinen Traum zu erfüllen. An all die Freunde die er nicht hat, die Liebe die er nie kennengelernt hat und den Wunsch nach Familie den er aufgegeben hat. So steht er am Fenster und fragt sich ob er den Schritt wagt und sein neues Leben antritt. ^-^
Ende…keine Ahnung ob er seinem Traum noch folgt, ihn aufgegeben hat oder seine Geschichte als Traum in die Ewigkeit eingeht.
Glücksdetektiv
Posted at 21:10h, 16 OktoberUnd dieser Junge bist du?
Lea Kunze
Posted at 15:54h, 06 JuniToller Beitrag! Gerade erst über google gefunden
Katharina Tempel
Posted at 20:38h, 20 JuniSchön. Freut mich, dass du hergefunden hast 🙂
Liebe Grüße und viel Freude beim Weiterstöbern,
Katharina
Monique
Posted at 14:07h, 15 AugustHallo,
mir geht es gerade überhaupt nicht gut, da ich befürchte, meine Träume begraben zu müssen. Ich wollte immer ein eigenes kleines Häuschen im Grünen mit Garten haben. Von der Familie habe ich leider nichts zu erwarten. Im Gegensatz zu fast allen Freunden und Bekannten werde ich kein Haus erben. Die ersten 25 Lebensjahre musste ich mit familiären Schwierigkeiten und Depressionen kämpfen. Erst spät habe ich mein Abitur nachgeholt, einen Bachelor und, berufsbegleitend, einen Master gemacht. Leider sind die gut bezahlten Stellen bisher ausgeblieben, obwohl ich aktuell noch eine Weiterbildung mache. Ebenfalls berufsbegleitend. Nun habe ich Schulden (bedingt durch mein Masterstudium an einer Privatuni), kaum berufliche Perspektiven, keinen Partner, der mich unterstützen würde und bin Mitte 40. Statt meinem Ziel näher zu kommen entferne ich mich immer weiter von diesem. Was natürlich auch an der aktuellen Situation liegt. Wer kann sich heutzutage mit Mitte 40 und alleinstehend schon ein Haus leisten? Ich merke nur, dass ich mich mit dem Gedanken daran, dass ich meinen Traum nie verwirklichen werde, überhaupt nicht anfreunden kann und will. Im Gegenteil. Ich werde regelrecht krank davon, befinde mich aktuell in einer Depression und verfluche mein ganzes Leben. All meine Bemühungen und Anstrengungen waren umsonst…Andere Träume habe ich nicht mehr.
Phillipp Hellmers
Posted at 12:47h, 13 NovemberVielen Dank für den Artikel. Dieser beschreibt meine aktuelle Situation sehr gut. Ich bin 32 und wollte auch immer Schauspieler werden. Jetzt denke ich auch darüber nach meinen Traum zu begraben. Ich weiß aber nicht ob es wirklich der richtige Zeitpunkt ist. Das blöde ist, dass ich mir die Schuld dafür gebe, dass meine Familie in der jetzigen Verfassung ist. Mein Bruder hat immer so ein nervöses Naseziehen, meine Mutter hat Angstzustände und ich glaube einfach, dass ich daran Schuld bin. Immerhin habe ich meiner Familie die Hoffnung gemacht, dass ich mal ein berühmter Schauspieler werde. Das hat aber in den 8 Jahren vom 24ten bis zum 32ten Lebensjahr nicht geklappt. Klar, man kann mir zu gute halten, dass ich es wenigstens probiert habe und nun komme ich halt zum folgenden Punkt: Aufgeben, oder weiter machen? Was würde denn auf mich warten, wenn ich aufgebe? Vielleicht die Berüfsausbildung, die ich bis jetzt noch nicht gesehen habe? Eine Freundin hat mir mal gesagt, dass ich meine Familie zerstören würde und langsam wird mir auch klar, was sie damit gemeint hat. Es ist halt diese Zwickmühle. Ich habe mich heute auf eine Schauspielschule beworben, bei der das Alter zwischen 18 und 28 Jahren bestimmt worden ist, aber dennoch habe ich mich für das Wochenende eingeschrieben, um zu wissen, ob ich wirklich dafür geeignet bin. Soll ich jetzt noch warten bis sie sich melden? Oder schmeiße ich alles hin, um noch die Kuh vom Eis zu holen? Ich bin mir echt nicht sicher. Immerhin gibt mir dieser Traum die Motivation weiterzumachen und morgens aufzustehen. Zum Schluss: Inwiefern ist es überhaupt möglich seine Familie damit kaputt zu machen? Es ist ja nicht so, dass ich wie verrückt daran arbeite. Ich halte nur einen Funken am Leben. Vielleicht ist auch das das Problem.
Okay, ich mach hier mal Schluss. Das sollte fürs erste reichen.
Mit freundlichen Grüßen,
P. Hellmers