Selbstannahme: Lerne dich selbst anzunehmen
Selbstannahme ist eine Grundvoraussetzung für ein erfülltes und glückliches Leben. Doch ist es nicht so einfach mit der Selbstannahme. Wenn du Probleme damit hast dich anzunehmen, wie du bist, hilft dir diese Übung dabei, genau das zu erreichen.
Wünscht du dir eigentlich ganz anders zu sein als du bist und ärgerst dich, weil es dir einfach nicht gelingt deinem Ideal zu entsprechen? Gibt es bestimmte Eigenschaften, die du an dir ablehnst und auf den Tod nicht leiden kannst?
Sicher haben wir alle die ein oder andere Eigenschaft, die wir nicht besonders gut an uns finden oder von der wir uns wünschen würden, dass wir sie nicht bzw. weniger hätten. Diese Gedanken kennen wir alle und sie sind vollkommen okay. Wir müssen nicht alles an uns über die Maße großartig finden.
Doch wenn du dich selbst nicht ausstehen kannst und weite Teile deiner Persönlichkeit ablehnst, führt das zu Problemen in Beruf, Partnerschaft und Gesundheit und zieht jede Menge Leid und Unglück mit sich.
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Das Streben nach Perfektion
Selbstannahme ist daher so schwer, weil wir meist ein Idealbild von uns im Kopf haben. Das heißt, ein Bild davon, wie wir sein wollen. Alles, was diesem Ideal nicht gerecht wird, wird abgelehnt.
Ist mein Idealbild das eines disziplinierten, sportlichen Menschen, der jeden morgen noch vor der Arbeit sein Krafttraining absolviert, dann werde ich meine Faulheit und Disziplinlosigkeit verurteilen oder meine Unsportlichkeit oder sogar mein Desinteresse daran, sportlich zu sein. Ist mein Idealbild das eines ausgeglichenen Menschen, der stets Rat für alle hat, ärgere ich mich vermutlich über meine Ungeduld oder mein fehlendes Einfühlungsvermögen.
Die Anteile, die wir ablehnen, gehören jedoch zu uns wie unsere Augenfarbe auch. Lehnen wir sie ab, lehnen wir einen Teil von uns selbst ab – ja lehnen wir im Endeffekt uns selbst ab. Und da haben wir das Problem. So lange wir nicht all unsere Eigenschaften akzeptieren, so lange können wir uns selbst nicht wirklich annehmen.
Wir streben nach Perfektion. Wir sagen: Es gibt gute und schlechte Eigenschaften und die schlechten muss ich loswerden, damit ich ganz und gar vollkommen bin.
Der Weg zur Selbstannahme
Diese Vollkommenheit, nach der wir streben, werden wir jedoch nie erreichen können. Denn wir sind Menschen. Kein Mensch auf der Welt kann immer nur stark, fleißig und ehrlich sein. Die Schwäche gehört zur Stärke, wie das Ein- zum Ausatmen. Und das ist in Ordnung. Schwach zu sein ist nicht schlecht. Wer bestimmt überhaupt, welche Eigenschaften „schlecht“ sind?
Keine Eigenschaft ist per se schlecht. Wie bei so vielem im Leben macht die Dosis das Gift.
- Schwäche kann sinnvoll sein, um deine Energiereserven zu schützen – zu viel davon macht dich zu einem Opfer deiner Umstände.
- Stolz ist gut, um deine Erfolge sichtbar zu machen – zu viel davon macht dich arrogant.
- Aufmüpfig zu sein ist gut, weil du Regeln hinterfragst und verkrustete Strukturen aufbrichst – zu viel davon macht dich aufdringlich und nervig.
Unabhängig davon, welche Eigenschaft du nimmst, alle können in bestimmten Situationen angebracht und klug sein. Nichts ist per se schlecht und deswegen musst du auch nichts an dir von vornherein ablehnen.
Damit du ein Verständnis dafür bekommst, habe ich eine Übung mitgebracht. Sie stammt aus meinem Buch „Starkes ICH“ und lautet: Das Gute im Schlechten erkennen. Sie kann dir helfen deine Eigenschaften differenzierter zu betrachten und mit deinen Wertungen was gut und was schlecht ist, vorsichtiger zu werden.
Übung: Das Gute im Schlechten Erkennen
Hier kannst du dir eine Vorlage zum Mitschreiben kostenlos herunterladen: AUSFÜLLVORLAGE HERUNTERLADEN!
Die Übung besteht aus zwei Teilen.
- Halte dazu zunächst die Eigenschaften und Verhaltensweisen fest, die du an dir ablehnst. Was stört dich an dir, worüber regst du dich häufig auf, was kritisierst du an dir?
- Überlege nun, ob du vielleicht auch etwas Gutes daran erkennen kannst so zu sein. Könnten die Eigenschaften in manchen Situationen sinnvoll sein? Mit welchen Vorteilen könnten die Eigenschaften einhergehen? Notiere dir deine Erkenntnisse in Form von „Ja, …, aber“-Sätzen. Zum Beispiel: „Ja, ich bin nicht besonders schlagfertig und mir fällt oft in wichtigen Momenten nicht das Richtige ein, ABER dafür sage ich auch nie etwas Unüberlegtes, das ich hinterher bereuen könnte.“
Schau dir dann deine Antworten an.
Wie fühlt es sich an deine Eigenschaften in einem anderen Licht zu sehen? Jetzt, wo du siehst, dass sie auch Vorteile mit sich bringen und manchmal sogar hilfreich sind, ist es dann überhaupt nötig, sie so rigoros abzulehnen? Oder ist es vielleicht ein kleines bisschen okay auch mal so zu sein?
Hinweis:
Sollte dir zunächst nichts Gutes einfallen, weil du so überzeugt davon bist, dass es sich um eine schlechte Eigenschaft handelt, versuche die Übung neutral zu betrachten. Stell dir vor, es ist deine Hausaufgabe 1-2 positive Eigenschaften für jede vermeintlich negative Eigenschaft zu finden. Dein Lehrer oder Professor hat dich damit beauftragt und bis morgen sollst du ihm Antworten liefern. Die Übung hat nichts mit dir zu tun, sondern ist eine theoretische Kursaufgabe.
Stellt sich dein Kopf immer noch auf stur, frage Freunde oder Bekannte welche Vorteile ihnen für die genannten Eigenschaften einfallen und notiere dir ihre Antworten. Versuche dann nachzuvollziehen, was sie gemeint haben und frage dich, ob auch du nun diese Vorteile sehen kannst.
Ich wünsche dir viel Freude bei der Übung und viel Erfolg bei der Selbstannahme.
Sicherlich wird eine Übung nicht dein ganzes Leben auf den Kopf stellen, dazu führen, dass du dich vollkommen selbst annimmst und ein stabiles Selbstwertgefühl entwickelst. 30 Übungen können das jedoch schon erreichen. Insbesondere, wenn sie mit fundiertem Hintergrundwissen darüber einhergehen, wie du ein mangelndes Selbstwertgefühl entwickelt hast, wie es sich über die Jahre selbst aufrecht erhält und was du tun kannst, um deine Glaubenssätze aufzulösen und neues Vertrauen in dich zu entwickeln.
All das inkls. des Übungsheftes zum Selbstcoaching mit 30 praktischen Übungen, aus dem auch die vorgestellte Übung stammt, sowie zwei exklusive Meditationen, erhältst du hier: ZUM KOMPLETTSET.
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Stephan
Posted at 11:52h, 12 MärzHallo Katharina,
ein toller Beitrag.
Wir sind häufig unser größter Kritiker, keiner findet so viele Schwächen an uns wie wir selber. Oft hilft auch einfach ein Gespräch mit einem guten Freund. Dieser sieht uns erfahrungsgemäß neutraler und kann viele Zweifel direkt zerstreuen.
Die von dir vorgestellte Übung ist echt gut. Ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass vieles, was uns eigentlich nur schlecht vorkommt, auch seine Vorteile hat.
So habe ich mich häufig als nicht tough genug wahrgenommen. Das hat aber auch den Vorteil, dass ich mich gut in andere hineinversetzen und mit ihnen vernünftig reden kann.
Alles eine Frage der Perspektive.
Viele Grüße
Stephan
Glücksdetektiv
Posted at 18:16h, 12 MärzSehr schön gesagt Stephan.
Viele Grüße zurück,
Katharina
Katharina
Posted at 11:25h, 27 Märzguter Beitrag, allerdings möchte ich eine Aussage bei den Wenn-Dann-Zitaten ergänzen, die oft vergessen wird:
“Wenn ich mich selbst akzeptiere, dann kann ich ein erfülltes Leben führen.“
Fakt ist, man kann dieses “Akzeptieren“ auch als ein weiteres Spielzeug, dem man hinterher rennt verwenden. Und ab hier wird es schwierig.
Glücksdetektiv
Posted at 14:32h, 28 MärzEin guter Hinweis. Bei den Wenn-Dann-Regeln geht es hauptsächlich darum, dass sie uns davon abhalten unser Leben in der Gegenwart zu genießen. Wir erlauben uns erst glücklich zu sein, wenn dieses oder jenes passiert ist oder wir etwas bestimmtes erreicht haben. In diese Falle können wir auch bei so etwas wichtigem wie Selbstakzeptanz tappen. Es wäre falsch zu sagen, ich kann mein Leben erst genießen, wenn ich mich selbst akzeptiert habe, weil man sich damit wieder eine Regel auferlegt.
Trotzdem kann das Erreichen von Selbstakzeptanz ein wichtiges Ziel sein, das das eigene Leben verbessern wird.
Macht das Sinn?
Liebe Grüße, Katharina
Lisa
Posted at 16:10h, 27 MärzHallo Katharina,
toller Artikel! Gerade die Übung finde ich klasse, damit man direkt in die Umsetzung kommt. Was ich auch einen super Tipp finde ist, mit sich selbst einfach mal zu reden wie mit einer guten Freundin. Der würden wir ja schließlich auch nicht diese ganzen Sachen sagen, die wir von uns selbst so oft hören.
Viele liebe Grüße, Lisa
Glücksdetektiv
Posted at 14:23h, 28 MärzSchön, dass dir Artikel und Übung gefallen haben. Die positiven Selbstgespräche können uns in einer Reihe von Situationen helfen, z.B. wenn wir uns Mut zusprechen oder uns selbst trösten wollen.
Liebe Grüße,
Katharina
Rabea Groß
Posted at 10:51h, 18 AprilMir fällt es recht schwer mich selbst anzunehmen ich möchte mich gern selbst akzeptieren wie ich bin was allerdings sejr schwer ist wenn man jeden Tag von seiner Mutter gesagt bekommt was alles nicht gutan einem ist
Glücksdetektiv
Posted at 17:16h, 28 MaiDas ist leider genau das Problem. Wenn man häufig zu hören bekommt, dass man nicht gut genug ist, dann fällt es natürlich auch schwer sich anzunehmen und sich für gut zu befinden. Versuche doch einmal zu hinterfragen, ob deine Mutter wirklich stichfeste Argumente hat. Vielleicht sagt sie manche Dinge auch nur, weil sie gerade gestresst und überfordert ist. Wenn man das bedenkt, wird oft klar, dass die Kritik gar nicht so gemeint ist und weder Hand noch Fuß hat.
Alles Liebe,
Katharina
Anki
Posted at 00:37h, 07 SeptemberLiebe Katharina,
ich finde deinen Beitrag sehr aufschlussreich. Nur fällt es mir schwer, z.B. meine mangelnde Selbstdisziplin anzuerkennen….weil ich denke, wenn ich diese Eigenschaft an mir feiere und gut finde, fange ich doch nie an, an mir zu arbeiten.
Oder wenn ich es anfange, es gut zu finden, dass ich direkt nach dem Aufstehen eine Zigarette rauche, werde ich doch dieses Verhalten erst Recht nicht ändern, eher fördern…? Kannst du dazu etwas sagen?
Herzliche Grüße
Katharina Tempel
Posted at 16:18h, 14 SeptemberHallo und danke für deinen Kommentar.
Vielleicht erst einmal zur Klärung: Etwas anzunehmen heißt noch lange nicht, es zu feiern und toll zu finden. Da besteht ein sehr großer Unterschied.
Du sprichst von deiner mangelnden Selbstdisziplin. Als Außenstehende frage ich mich natürlich, ob die wirklich so mangelhaft ist oder ob es möglich ist, dass du nur sehr vieles übersiehst.
Aber nehmen wir an, du hättest wirklich sehr wenig Disziplin. Was könnte daran auch ein Vorteil sein? Ich kann mir vorstellen, dass du dann möglicherweise äußerst genussfähig bist. Kann das sein? Dass du gut genießen kannst, während andere vielleicht Hummeln im Hintern haben? Das wäre doch vielleicht eine gute Sache an deiner Disziplinlosigkeit. Möglicherweise bedeutet die fehlende Selbstdisziplin auch, dass du häufig auf schnelle und einfache Lösungen kommst, einfach, weil du es dir so bequem wie möglich machen möchtest. Auch sehr hilfreich.
Du siehst, in jeder negativen Sache kann auch etwas Gutes stecken. Darum geht es bei der Übung. Trotzdem musst du diese Eigenschaft nicht toll finden und kannst versuchen an dir zu arbeiten – nur, siehst du jetzt eben auch gleichzeitig, was es dir bringt so zu sein.
Alles Liebe,
Katharina
Michelle
Posted at 23:40h, 06 NovemberLiebe Katharina,
Schöner Beitrag und alles nachvollziehbar! Ich habe auch mit dem Selbstvertrauen Probleme, obwohl ich vom Kopf her oft weiß, dass ich das nicht müsste (weiß also, dass ich in der Vergangenheit trotz meiner Unsicherheiten viel für mich erreicht habe; doch ich fühle? es wohl nicht). Ich neige dann dazu, mich in stressigen Situationen schnell verunsichern zu lassen, was mich dann selbst nervt, da ich vorher vom Kopf her schon einen Fahrplan habe, wie ich die Dinge angehen will. Das erzeugt dann auch Druck, weil ich mich ja eigtl nicht verunsichern lassen will. Aktuell geht es mir bspw mit meiner Abschlussarbeit so. Das heißt, im Grunde habe ich ein klares Ziel, aber durch meine Verunsicherungen hapert es an der Umsetzung. Ein Teufelskreis. Dabei versuche ich mir selbst zu sagen, dass es auch ok ist, wenn man mal unsicher ist/ was nicht so klappt. Wir sind ja keine Maschinen. Deine Tipps werde ich auf jeden Fall beherzigen.
Viele Grüße,
Michelle
Katharina Tempel
Posted at 12:59h, 10 NovemberLiebe Michelle,
vielen Dank für deine ehrlichen Worte.
Ich glaube, du triffst das Problem auf den Punkt: In Gedanken wissen wir es oft besser, wir „fühlen“ es nur irgendwie nicht. Dieses Fühlen zu erreichen… das ist die Kunst bzw. die Aufgabe, vor der wir alle stehen.
Liebe Grüße und viel Erfolg bei deiner Abschlussarbeit,
Katharina