Was ist Glück?
Was ist Glück? So schwierig die Definition auch ist. Eines steht auf jeden Fall fest: Glück ist etwas, das wir alle erreichen möchten. Wir Menschen sehnen uns nach einem glücklichen Leben. Fast alles, was wir tun, machen wir, um glücklich zu sein; tun wir, weil wir uns davon Glück versprechen. Höchste Zeit also zu ergründen, woraus dieses Glück besteht, das uns allen so den Kopf verdreht.
Glück – Es ist kompliziert
Was ist Glück? Wenn man Menschen diese Frage stellt reichen die Antworten von „Morgens einen Sitzplatz in der Bahn finden“ über „Kinderlachen“ bis hin zu „Mit mir selbst im Reinen sein“.
Obwohl jeder eine Vorstellung davon hat, um was es geht, wenn wir über Glück reden, sprechen wir nicht zwangsläufig über das Gleiche. Jeder Mensch hat seine eigene Auffassung davon, was es bedeutet glücklich zu sein, wie es sich anfühlt und wodurch dieses Glück zu erreichen ist. Die Wissenschaft bildet da keine Ausnahme. Statt ein für alle Mal Klarheit in die Frage „Was ist Glück?“ zu bringen, wartet sie nur mit weiteren unterschiedlichen Konzepten und Definitionen auf.
Ob Glück, Zufriedenheit, seelische Ausgeglichenheit, Wohlbefinden, Lebensqualität, Freude… Wir haben zahlreiche Begriffe für diesen wünschenswerten Zustand geschaffen. Begriffe, die teilweise voneinander abgegrenzt und teilweise synonym benutzt werden. Das macht es nicht unbedingt einfacher der alles entscheidenden Frage auf den Grund zu gehen: Was ist Glück?
Mal sehen, wie viel Licht ich jetzt ins Dunkel bringen kann. Denn in all den Jahren als Glücksdetektiv und als jemand, der eine Doktorarbeit über das Glück geschrieben hat, bin ich bis heute nicht in der Lage in einem Satz zusammenzufassen, was ich unter Glück verstehe. Darum versuchen wir uns jetzt einmal ganz vorsichtig zu nähern.
Was ist Glück?
1. Zufallsglück vs. Wohlfühlglück
Im deutschen Sprachgebrauch müssen wir zunächst einmal zwischen dem Zufallsglück (engl.: „luck“) und dem Glück im Sinne der Freude und des Wohlfühlens (engl.: „happiness“) unterscheiden. Wir sprechen davon „Glück zu haben“, wenn die Umstände uns wohlgesonnen sind („Puh, Glück gehabt. Ich bin gerade zur Haustür rein, als es zu regnen begonnen hat“).
Aber um dieses Glück soll es hier nicht gehen. Nein, das Glück, auf das alle scharf sind, ist ein Glück, das mit jeder Faser des Körpers spürbar ist. Ein Glück, das wir fühlen können. Ein Glück, das uns erfüllt.
2. Glück ist Freude
Ja. Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Das Glück, von dem wir reden ist ein Gefühl, das wir spüren können. Wer glücklich ist, fühlt sich gut. Der lacht, hat Freude im Leben und ist fröhlich. Es macht Spaß glücklich zu sein. Deswegen wollen wir es doch alle sein. Weil es ein schöner Zustand ist.
Die Frage ist: Ist es mehr als das? Wenn wir Glück nur als positive Stimmung begreifen, dann dürfte niemand sich als „glücklichen Menschen“ bezeichnen. Geschweige denn, dass es so etwas wie ein „glückliches Leben“ gäbe. Denn die gute Stimmung kann nicht ewig anhalten. Das ist biologisch nicht möglich. Auf ein Hoch folgt immer ein Tief – bzw. meist ein „hmm, ist ganz okay“.
Ärgerlich.
Andererseits: Wäre es wirklich erstrebenswert immerzu guter Stimmung zu sein? Würdest du dich an eine Maschine anschließen lassen, die dir dauerhaft angenehme und wünschenswerte Zustände vorspielen würde? Stell dir vor, du wüsstest nicht, dass du an eine Maschine angeschlossen wärst und würdest das Erlebte für die Realität halten. Würdest du dich anstöpseln lassen und fortan ein Hoch nach dem nächsten erleben? Oder würdest du lieber in der – zuweilen enttäuschenden – Realität bleiben?
Dieses Gedankenexperiment hat der Philosoph Robert Nozick durchgeführt. Und siehe da: Die Mehrheit der Befragten lehnte das Angebot ab. Sie zogen das reale Leben mit all seinen Höhen und Tiefen einem immerzu fröhlichen Zustand vor.
Glückliche Momente sind ohne Zweifel wundervoll. Aber ein glückliches Leben scheint aus mehr zu bestehen als aus der Ansammlung positiver Zustände.
3. Glück ist Zufriedenheit
Zufriedenheit klingt ein bisschen wie der kleinere, nicht so beliebte Bruder des Glücks. Wenn es fürs Glück nicht reicht, dann geben wir uns auch mit Zufriedenheit, ähh… zufrieden.
Da haben wir es doch schon: Man gibt sich zufrieden. Man reduziert seine Ansprüche und erlaubt sich nicht länger, nach Mehr zu streben. Klingt nicht so erfüllend, oder?
Auf der anderen Seite sagen manche, dass die wahre Erfüllung darin liegt, zufrieden zu sein. Mit sich selbst, mit seinen Beziehungen, mit seiner Arbeit, mit der eigenen Gesundheit, dem Aussehen und dem Leben als ganzes. Und ja, das ist ein schönes Ziel. Denn im Gegensatz zum launischen Glück kann der kleinere Bruder ewig verweilen. Wir können auch dann zufrieden sein, wenn die Dinge gerade nicht so gut laufen. Weil wir den Blick auf das Positive nicht verlieren, weil wir wissen, dass es wieder besser werden wird und weil unterm Strich die guten Erlebnisse die schlechten überwiegen.
In einer stressigen Prüfungsphase werden die wenigsten Menschen in Hochstimmung sein. Aber Zufriedenheit ist auch hier möglich. Trotz der Überstunden, dem Stress und der Angst vor dem Versagen kann ich der Meinung sein, ein gutes Leben zu haben und somit zufrieden zu sein.
Eine schöne und beruhigende Vorstellung.
Aber sie birgt auch ein großes Problem: Die Einschätzung, zufrieden zu sein oder nicht, kann von vielen Dingen beeinflusst werden. Zum Beispiel, vom Umfeld, in dem wir uns bewegen. Ein Poolreiniger, der Tag ein, Tag aus in den Villen der Reichen verkehrt und abends in seine 2-Zimmer-Wohnung mit tropfendem Wasserhahn zurückkehrt, wird womöglich weniger Zufriedenheit empfinden, als wenn er im öffentlichen Schwimmbad angestellt wäre. Eine Frau, die in ihrer Beziehung ständig kritisiert und gedemütigt wird, wird sich vielleicht dennoch zufriedener einschätzen, als wenn sie ohne Partner wäre.
Überspitzt ausgedrückt könnte auch ein Sklave, der sich an sein Schicksal gewöhnt hat, mit seinem Leben zufrieden sein. Doch ist das wirklich ein glückliches Leben oder gibt es vielleicht noch etwas anderes, was es zum glücklichsein braucht?
Diese Überlegungen brachten einige Philosophen und Psychologen zu der Annahme, dass es noch eine weitere Zutat von Glück geben muss.
4. Glück ist an bestimmte Ressourcen gebunden
Dabei handelt es sich um keinen emotionalen Zustand, sondern um mehr oder weniger objektive Kriterien, die vorhanden sein müssen, um ein gutes Leben zu führen. Dinge wie das Vorhandensein positiver Beziehungen zu unseren Mitmenschen, Autonomie, Sinnhaftigkeit oder die Verwirklichung unserer Stärken. Unabhängig davon, welchen Wert wir diesen Dingen zuschreiben, sind sie für uns absolut zentral. Wir können glauben, sie nicht zu brauchen oder das sie nicht wichtig für uns wären, aber ohne sie ist kein gelingendes Leben möglich.
Demnach reicht es also nicht, positive Stimmung zu empfinden und alles in allem mit seinem Leben zufrieden zu sein. Man muss darüber hinaus auch über bestimmte Eigenschaften und Ressourcen verfügen, die das Leben – nicht nur subjektiv, sondern auch objektiv – wahrhaft glücklich und erfüllend machen. Klingt plausibel. Stellt sich nur noch die Frage, welche Eigenschaften und Ressourcen das genau sind. Und wie immer herrscht hier natürlich Uneinigkeit.
Die Psychologie des Glücks
Was ist Glück? Diese Frage spaltet nach wie vor die Geister.
In der psychologischen Forschung wird Glück meist als „subjektives Wohlbefinden“ beschrieben. Demnach ist eine Person glücklich, wenn sie mehr positive als negative Emotionen empfindet und alles in allem mit ihrem Leben zufrieden ist. Dieses Konzept vereint also die emotionale Komponente (Nr. 2) mit dem kognitiven Aspekt der Zufriedenheit (Nr. 3). Demgegenüber stehen Konzepte, die auf das Vorhandensein objektiver Kriterien abzielen (Nr. 4), wie z.B. das psychologische Wohlbefinden von Carol Ryff. Demnach verfügt eine Person über ein hohes psychologisches Wohlbefinden und realisiert somit ihr volles Potenzial, wenn sie:
- unabhängig handeln kann,
- einen Sinn in ihrem Leben sieht,
- persönliche Weiterentwicklung erfährt,
- positive Beziehungen zu ihren Mitmenschen führt,
- ihre Umwelt beeinflussen kann und
- sich selbst akzeptiert.
Beide Sichtweisen werden oft gegenübergestellt. Fragt man jedoch Laien, was sie unter Glück verstehen, zeigt sich, dass es keine Grenzen gibt. Freude wird hier genauso genannt, wie positive Beziehungen oder Sinn. Womöglich liegt das wahre Glück in einer Kombination dieser Ansätze: Positive Stimmung ist wesentlich für ein glückliches Leben, aber sie allein reicht nicht aus. Menschen möchten sich auch verwirklichen und entfalten, sie wollen Erfahrungen sammeln und am Erlebten wachsen. Aber all diese objektiven Kriterien sind am Ende nichts wert, wenn die Person selbst sich nicht für glücklich hält. Wir brauchen Freude und Verwirklichung, um ein glückliches und erfüllendes Leben zu führen. Und das sowohl objektiv als auch subjektiv.
Und: Was ist Glück für dich?
Ich persönlich strebe für mich und meine Glücksdetektiv-Leser und Zuschauer ein Leben an, das durch Lebensfreude und Zufriedenheit ebenso gekennzeichnet ist, wie durch Sinn und Verwirklichung. Mir geht es darum Menschen zu stärken, damit sie den Herausforderungen des Lebens mit Zuversicht und einer positiven Grundhaltung begegnen können. Ich möchte sie befähigen ihre Krisen zu überwinden und ihr volles Potenzial zu entfalten, damit sie wahrhaft aufblühen können – wie auch immer das dann aussehen mag. (Siehst du, ist mehr als ein Satz geworden ?).
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Rainer Ostendorf
Posted at 21:05h, 16 Dezember„Glück, das ist einfach eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis.“
Ernest Hemmingway
Schöne Grüsse aus der Freidenker Galerie
Ausstellung „Was ist Glück?“
http://www.freidenker-galerie.de/acrylbilder-gute-spr%C3%BCche-philosophie-3/
Katharina Tempel
Posted at 12:04h, 17 DezemberLieber Rainer,
eine schöne Seite hast du da ins Leben gerufen.
Ich finde immer wieder interessant, dass vieles von dem, was die großen Philosophen und Denker gesagt haben, jetzt nach und nach wissenschaftlich bestätigt wird (z.B. das Geben glücklicher macht als Nehmen).
Einige waren allerdings auch ziemlich große Pessimisten…
Viele Grüße aus Berlin,
Katharina
Pingback:Was ist Glück für mich und was sollte es für dich sein? - Glücksdetektiv
Posted at 16:23h, 09 Dezember[…] Glück, Zufriedenheit, positive Emotionen, Freude, Vergnügen, Stimmung, Lebenszufriedenheit, Subjektives Wohlbefinden, Psychologisches Wohlbefinden, Erfüllung, Aufblühen, das volle Leben, […]
Stephan Wallnuss
Posted at 22:43h, 08 JanuarLieber Rainer,
Finde deine Seite wirklich klasse ein großes Lob an dich.
Mir hilft es sehr deine Beiträge zu lesen und lerne vieles dabei.
Habe ein kleines Webinar zu Glück und Freiheit erstellt. ( meine Website )
Liebe Grüße Stephan
Glücksdetektiv
Posted at 16:27h, 11 JanuarDas freut mich Stephan,
sofern du mit Rainer mich (Katharina) meinst und die Seite, über die du redest, der Glücksdetektiv ist 🙂
Pingback:Warum es wichtig ist, Ziele im Leben zu haben - KreativGedachtKreativGedacht
Posted at 10:53h, 28 April[…] Was Glück als Ziel im Leben bedeutet, erfährst du auf glücksdetektiv.de […]
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Posted at 15:59h, 16 Februar[…] Was Glück als Ziel im Leben bedeutet, erfährst du auf glücksdetektiv.de […]
Nik
Posted at 13:02h, 25 AugustIch lese das gerne mit einer Tasse Tee.
Glücksdetektiv
Posted at 16:33h, 27 AugustGuten Durst 🙂
Pingback:Die kleinen Dinge im Leben, die glücklich machen - imlaendle.de
Posted at 15:01h, 09 Juli[…] Sonntag habe ich mir das Schreiben eines One-Day-Glückstagebuches gegönnt. Ich notierte alle kleinen, schönen Momente, die ich erleben […]
Murat Kolman
Posted at 08:45h, 13 Oktoberdas wahre glück ist mit sich selber im reinen sein und leben und leben lassen. ohne neid und hass, das was vielleicht 5% der erdbevölkerung erreichen.
Katharina Tempel
Posted at 20:56h, 26 OktoberMit sich selbst im Reinen sein. Ja, das ist ein wunderbarer Zustand.
Was meinst du, wie wir diesen Zustand erreichen?
Liebe Grüße,
Katharina
Tobias Spranger
Posted at 19:23h, 06 NovemberEin bisschen Glück im Leben
Vielen Dank für den schönen Artikel. Ich konnte ein paar interessante Gedanken für mich selber darin finden. Mir hat gefallen, dass jeder seine eigenen Vorstellungen von Glück hat. Selbst wenn es das Leben gut mit uns meint, es unserem Umfeld und auch uns selbst gut geht, freuen wir uns im Leben immer über eine extra Prise Glück. „Vivre la vie“ gehört in Frankreich zur Lebensmaxime, bei uns Deutschen bleibt davon ein trockenes „Lebe dein Leben“. Es fehlt das Triumphierende der Sprache, der Aufschrei des Lebens, des Glücks für möglichst lange Momente. Vor unserem geistigen Auge assoziieren wir damit häufig, wie die Jugend in ihrer Unbeschwertheit auf die Dinge zuzugeht, völlig unbekümmert in einem Bewusstsein, dass es das Leben nur gut mit einem meinen kann. Es ist nicht schwer, Dinge zu finden, die einen glücklich machen. Der warme Frühlingswind, die Brise am Meer, das fröhliche abendliche Zusammensein. Auf die innere Haltung kommt es an und im französichen Vivre la vie schwingt etwas wie „Umarme das Leben“, halte es fest, mit allen Sinnen, lebe glücklich. Mit zunehmenden Alter bleibt es die Kunst des Lebens, jene Dinge festzuhalten, die uns glücklich machen. Uns eine gute Portion Unbeschwertheit und Jugend zu bewahren, selbst wenn sich die ersten kleinen Fältchen ins Gesicht graben. Lachfalten machen nicht alt, sie halten jung.
Das Leben bleibt uns als Chance und Herausforderung auf der Suche nach Dingen, die uns glücklich machen, uns positiv einstimmen. Seien wir nicht allzu streng mit uns selbst. Halten wir das Glück fest, wenn es uns gefunden hat und lernen wir für unser Leben daraus. Glück schenkt uns Lebensfreude und Lebensmut, lässt uns auch manche schwierige Situation überstehen. Mit Optimismus und neuer Kraft sind wir fähig das Leben zu greifen und die Dinge hin zum Positive zu bewegen. Auf den Weg dorthin müssen wir die großen und kleinen Momente des Glücks pflegen wie eine zarte Pflanze im Garten. Den Boden bereiten, ihm die Nährstoffe zuführen und gelegentliches Gießen, vor allem wenn wir in der Hitze des Alltags zeitweise vergessen an uns zu denken, an unser ganz persönliches Glück.
Katharina Tempel
Posted at 12:57h, 10 NovemberHast du schon einmal darüber nachgedacht deine Gedanken in anderer Form schriftlich zu verewigen? Vielleicht als Buch, als Blog oder als täglichen kleinen Glücksimpuls?
Du schreibst wunderschön. Da geht einem beim Lesen das Herz auf!
Danke für diese wundervollen Worte und nur das Beste für dich,
Katharina