"Glück" von Wilhelm Schmid - Glücksdetektiv

„Glück“ von Wilhelm Schmid

In Resümee ARD Themenwoche „Glück“ habe ich ja schon ein paar Takte über die Glücksvorstellung von Wilhelm Schmid verloren. Heute möchte ich sein prägendstes Werk zu diesem Thema etwas näher beleuchten.

Über den Autor

Prof. Dr. Wilhelm Schmid ist freier Philosoph aus Deutschland. Er lehrt Philosophie an der Universität in Erfurt, wo er eine außerplanmäßige Professur innehat, lebt jedoch in Berlin. Von hier aus publiziert er eine Vielzahl von Büchern zu den lebensphilosophischen Themen Liebe, Glück, Lebenskunst etc.

Über das Buch

„Glück: Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist“ lässt sich in zwei Abschnitte unterteilen. Im ersten Abschnitt geht es um die verschiedenen Glücksarten, die man Schmid zufolge unterscheiden müsse.

Dabei handelt es sich um drei verschiedene Arten des Glücks: das Zufallsglück, das sich nicht beeinflussen lässt, das Wohlfühlglück, welches in der Maximierung von Lust und der Eliminierung von Schmerz besteht und das Glück der Fülle, das sowohl alles Positive wie auch alles Negative umfasst.

Das Wohlfühlglück ist dasjenige, das Laien klassischerweise unter Glück verstehen. Gute Stimmung, positive Erlebnisse… Danach zu streben, sei nicht verwerflich, so Schmid. Problematisch sei nur, dass dieses Glück nicht von Dauer ist.

Zudem sei unsere Erwartungshaltung an das Wohlfühlglück viel zu hoch und ein Scheitern daran unausweichlich. Wir können nicht ständig guter Laune sein und das normale Leben beinhaltet nun einmal auch Schmerz und Unglück. Einzig dauerhaft kann deshalb das Glück der Fülle sein, das sowohl das Positive wie auch das Negative erfasst, also all das miteinbezieht, was das Leben ausmacht.

An dieser Stelle, ziemlich genau nach der Hälfte des Buches, endet Schmids Ausführung über das Glück plötzlich mit der Aussage, dass nicht Glück das Wichtigste im Leben sei sondern Sinn. Sinn sei das, was häufig gemeint wird, wenn von Glück gesprochen wird. Das wir heutzutage wieder stärker nach dem Glück streben sei lediglich ein Anzeichen für die Verzweiflung, die die Entbehrung von Sinn bei uns hervorruft.

Sinn wird durch bedeutungsvolle Zusammenhänge hergestellt und wo Sinn erfahren wird, führt es zu Glück. Die zweite Hälfte des Buches widmet sich fortan den verschiedenen Ebenen, auf denen Sinn erfahren werden kann z.B. durch gesellschaftliche Teilhabe, durch bedeutungsvolle Arbeit oder durch soziale Beziehungen.

Das gewisse Etwas

Das Buch umfasst gerade einmal 80 Seiten und lässt sich problemlos in die Hosentasche stecken. Man kann es an einem Tag innerhalb weniger Stunden durchlesen. Ein weiteres Charakteristikum ist die sehr philosophische Sprache des Autors. Die erste Regel für jeden Autor, möglichst kurze und verständliche Sätze zu formulieren, muss an Herr Schmid irgendwie vorbeigegangen sein. Für Philosophieliebhaber und Sprachfanatiker mag seine Ausdrucksweise ihren Reiz haben, ich habe sie eher als belastend und pseudointellektuell empfunden. Hier ein kleines Beispiel:

„Sie [die Melancholie] wird begleitet und möglicherweise auch angeleitet von einem höchst reflektierten Bewusstsein, das um die Ungewissheit all dessen weiß, was den Eindruck von Gewissheit macht, und die Fragwürdigkeit aller Dinge kennt, deren mögliche Grundlosigkeit von Grund auf gar nicht bestritten werden kann.“ (S. 39-40)

Fazit

„Glück: Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist“ ist meiner Ansicht nach in erster Linie eine intellektuelle Abhandlung über das Glück und die Sinnfrage. Das Buch bietet jedoch weder Informationen noch Ratschläge, weshalb sich sein Mehrwert in Grenzen hält.

Die Botschaft des Buches finde ich dabei gar nicht mal so falsch. Ich denke jedoch, Herr Schmid würde gut daran tun, sich tatsächlich einmal mit der Positiven Psychologie zu beschäftigen. Dann wüsste er nämlich, dass es schon lange eine breite Bewegung innerhalb der Psychologie gibt, die Glück über Sinn und Lebenszweck definiert. Zudem würde er dann vielleicht verstehen, dass es keinesfalls die Absicht der wissenschaftlichen Glücksforschung ist, dass Negative aus dem Leben zu verbannen und seine Sorgen diesbezüglich unbegründet sind.

Für Philosophiefreunde mag das Buch interessante Denkanstöße liefern, aber Menschen, die etwas über Glück erfahren möchten oder mehr Freude in ihr Leben integrieren möchten, sind hier definitiv falsch.

Glücksdetektiv sagt: smileysmileysmiley_grausmiley_grausmiley_grau

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