Die negative Seite des sozialen Vergleichs – „Keeping up with the Joneses“
„Keeping up with the Joneses“ lautet eine Redewendung aus dem englischsprachigen Raum, die beschreibt, dass wir häufig Besitz und Geld allein deshalb anhäufen, weil wir unseren Rang im sozialen Vergleich verbessern wollen.
Was zählt ist nicht reich zu sein, sondern reicher als andere
Unsere relative Position in der Gesellschaft ist uns wichtig. Soviel steht fest. Bemerkenswert ist jedoch, dass sie uns sogar wichtiger ist als unsere absolute Situation. Man stelle sich vor, die Bundesregierung Deutschland würde jedem Bewohner 100.000 Euro schenken. Wer jetzt denkt, dass damit doch alle zufrieden sein könnten, täuscht. Denn selbst wenn mit diesem Betrag jeder sorgenfrei leben könnte, gäbe es immer noch welche, die mehr und andere, die weniger hätten. Wenn jeder eine Stufe höher gestellt wird, verliert trotzdem keiner seinen relativen Platz in der Rangfolge. Ihr glaubt nicht, dass es euch mit 100.000 Euro auf dem Bankkonto noch scheren würde, wie viel die Müllers und Meiers dieser Welt besitzen?
Solnick und Hemenway (1998) wollten es ebenfalls genau wissen und befragten 257 Personen, ob diese lieber in einer Welt leben würden in der sie $50.000 verdienen und andere $25.000 bekämen, als in einer Welt, in der sie $100.000 zur Verfügung hätten und andere $200.000. Und siehe da: die Mehrheit der befragten Personen entschied sich für die Variante, in der sie effektiv weniger Geld zur Verfügung hatten. Sie waren also bereit auf $50.000 zu verzichten, solange sie nur mehr hatten als ihre Nachbarn.
Wer nicht voraus ist, fällt zurück
Soziale Vergleiche halten uns in einem ständigen Wettbewerb. Auf der einen Seite motivieren sie uns weiter zu streben. Auf der anderen Seiten jagen wir dadurch beständig Dingen hinterher, die wir eigentlich nicht brauchen und die nicht zu unserem Glück beitragen. So schuften wir weiter, sammeln fleißig Überstunden und Resturlaubstage und hechten ewig einem Ziel hinterher, dass die große Mehrheit von uns niemals erreichen wird. Denn mit Ausnahme von Bill Gates oder Mark Zuckerberg wird absolut jeder von uns, und sei er ein noch so erfolgreicher Vorstandsvorsitzender oder Spitzenmanager, immer jemanden finden, der ein schnelleres Auto fährt, eine größere Villa oder eine längere Yacht besitzt.
Mein Haus, mein Auto, mein Boot …
Wir definieren uns über unseren Besitz, fühlen uns schlecht, wenn wir im Fernsehen Produkte gezeigt bekommen, die wir uns nicht leisten können und fühlen uns überlegen, wenn der Nachbar ein kleineres Auto fährt als wir. Wenn man seinen eigenen Wert jedoch nur über äußere Vergleiche und Statussymbole definiert, kann dies schlimme Folgen nach sich ziehen. Denn verliert man erst einmal diese Symbole, sei es durch einen Jobverlust oder missglückten Börsengang, bleibt nicht mehr viel von der eigenen Identität bestehen. Wenn man immer derjenige mit dem Bentley und der Rolex war, wer ist man dann, wenn man kein Auto mehr fährt und die Armbanduhr vom Flohmarkt stammt?
Das Leben als ständiger Wettbewerb
Soziale Vergleiche gab es schon immer, aber während man sich früher lediglich mit der Dorfschönheit oder dem örtlichen Vorsteher des Eisenbahnbetriebes vergleichen konnte, müssen wir uns dank Internet, TV & Co heutzutage mit den schönsten, talentiertesten und erfolgreichsten Menschen der ganzen Welt messen. Dass wir diesen Vergleich nur verlieren können, dürfte jedem von uns klar sein. Und so sinkt unsere Zufriedenheit mit dem, was wir haben mit jedem neuen TV-Spot, während unsere Ansprüche stetig steigen.
Maximierer sind davon übrigens vermehrt betroffen, da sie mehr Wert auf ihre relative Position im Gefüge legen und somit deutlich häufiger soziale Vergleiche anstellen als Personen, die Entscheidungen mit Hilfe einer Zufriedenheitsstrategie fällen.
Und noch ein Bereich ist ausgenommen von den verheerenden Auswirkungen sozialer Vergleiche: Gefragt danach, ob sie lieber in einer Welt leben wollten, in der sie 4 Wochen Urlaub zur Verfügung hätten und andere 8 Wochen bekämen, als in einer Welt, in der sie 2 Wochen hätten und andere nur 1 Woche Urlaub, entschied sich in der bereits erwähnten Studie die Mehrheit der befragten Personen für den 4-wöchigen Urlaub. Geht es um Erlebnisse, scheinen wir mehr Wert darauf zu legen was tatsächlich gut für uns ist, ungeachtet dessen, wie wir dabei im Verhältnis zu anderen abschneiden.
Und was lernen wir daraus?
Auch wenn sich uns soziale Vergleiche schnell und häufig aufdrängen, sollte man sich von Zeit zu Zeit überlegen, ob die Dinge, denen man hinterherjagt tatsächlich auch die Dinge sind, die man selbst begehrt oder ob man nicht nur glaubt, sie haben zu müssen. Es schadet auch nichts sich vor Augen zu führen, dass es immer jemanden geben wird, der im gesellschaftlichen Vergleich besser oder schlechter abschneidet als man selbst und die oberste Stufe dieser Leiter nie wirklich erreicht sein wird. Letztendlich kann es einem doch egal sein was andere haben, so lange man mit seinem eigenen Leben zufrieden ist. Wie wäre es also, wenn wir Herr Meier und Frau Müller ihren Kampf in Zukunft einfach alleine austragen lassen und uns derweil ein schönes Erlebnis gönnen?
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